40 Stunden, null Filter – Ronald Tramp über den Influencer, der das Arbeiten entdeckt hat

Grafik: Wenn Realität auf Ringlicht trifft

Freunde, Patrioten und passionierte Feierabendhelden – heute geht’s um eine Geschichte, die beweist: Die Evolution der Menschheit hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Ein Influencer – also jemand, der beruflich Dinge in die Kamera hält und dabei so tut, als wäre das Leben ein Dauerurlaub – hat die 40-Stunden-Woche entdeckt. Und er ist empört.

Sein Name: Julian Kamps, Beruf: Content Creator, Spezialgebiet: Selbsterkenntnis im Zeitlupentempo.
Sein Zitat, das Deutschland erschütterte:

„Ich hätte jetzt dreieinhalb Stunden, um zu leben.“

Dreieinhalb Stunden! Das klingt tragisch. Wie ein SOS aus der Burnout-Badewanne.


Wenn Realität auf Ringlicht trifft

Unser Held befindet sich nach Feierabend im Auto, wahrscheinlich noch leicht traumatisiert vom Kontakt mit der echten Welt – Menschen, Drucker, Kaffeetassen ohne Sponsoring.
Er spricht ins Handy, das Licht perfekt gesetzt, die Stimme gequält:

„Ich weiß nicht, wie Menschen das machen. Arbeiten, essen, schlafen, wieder arbeiten. Wann lebt man denn?“

Ja, Julian. Willkommen im Kapitalismus.
Die restlichen 83 Millionen Deutschen haben diese Frage schon 1952 gestellt – sie nennen es „Montagmorgen“.


Die Generation Z – zwischen Burnout und Bubble Tea

Die Gen Z, also die Generation, die glaubt, Arbeit sei ein optionales Hobby, das man mit einem emotionalen „Nein danke“ ablehnen kann, fühlt sich natürlich sofort verstanden.
Unter dem Video Kommentare wie:

  • „Du sprichst mir aus der Seele, Bruder!“

  • „Ich schwöre, 40 Stunden sind unmenschlich!“

  • „Ich brauch auch Urlaub vom Arbeiten, lol.“

Ich sage: Natürlich! Diese Generation ist die erste, die bei einem Bewerbungsgespräch fragt: „Wie viel Work-Life-Balance gibt’s, bevor ich das Work beginne?“

Das ist keine Jugendbewegung, das ist Wellness mit WLAN.


Arbeit – das letzte große Abenteuer

Lasst uns ehrlich sein: Der Junge hat ein Punktchen. Das 9-to-5-System stammt aus einer Zeit, als Menschen noch Faxgeräte sexy fanden. Aber – und jetzt kommt das große Aber – wenn du dich über die Arbeitswelt beschwerst, während du auf einem ergonomischen Autositz in einem klimatisierten SUV sitzt, der von deinem Werbevertrag mit einem Smoothie-Hersteller bezahlt wurde… dann ist das ungefähr so, als würde Jeff Bezos über Armut podcasten.

Der Satz „Ich hätte jetzt dreieinhalb Stunden, um zu leben“ klingt nach Philosophie, ist aber eigentlich nur das Influencer-Äquivalent von „Ich hab kein WLAN“.


Wenn Oma das sieht...

Man stelle sich die Reaktion der älteren Generation vor. Oma Inge, 78, hat 45 Jahre lang im Krankenhaus gearbeitet, Nachtschichten geschoben, drei Kinder großgezogen – und hört jetzt, dass ein junger Mann „nicht zum Leben kommt“, weil er arbeiten musste.

Sie steht wahrscheinlich in der Küche, wischt sich die Hände an der Schürze ab und ruft:

„Dann iss schneller, Junge, und leb zwischendurch!“

Denn das ist der wahre Generationenkonflikt: Die Alten überlebten Kriege und Nachtschichten – die Jungen überleben, wenn ihr Akku unter 20 % fällt.


Der Nerv der Nation

Aber warum trifft Julian mit seinem Gejammer trotzdem einen Nerv? Ganz einfach: Weil wir alle müde sind.
Nicht nur von der Arbeit, sondern von der ständigen Selbstoptimierung. Früher hieß es „schaffe, schaffe, Häusle baue“. Heute heißt es „arbeite, meditiere, journal deine Gefühle, iss Avocado und sei dabei glücklich“.

Die Gesellschaft hat Arbeit nicht einfacher gemacht – nur bunter verpackt.
Wir nennen es „New Work“, aber eigentlich ist es das alte Hamsterrad mit Spotify-Abo.


Ronalds Lösung: Mehr Show, weniger Work

Ich, Ronald Tramp, sage: Wenn wir schon über Arbeit jammern, dann wenigstens professionell!
Macht aus der 40-Stunden-Woche ein Format:
„Germany’s Next Burnout“ – moderiert von einem Coach mit Smoothie in der Hand.
Oder ein TikTok-Trend:
#TooTiredToThrive – 15 Sekunden jammern, 30 Sekunden tanzen, 10 Sekunden Selfcare.

Vielleicht sollte die Jugend nicht weniger arbeiten, sondern besser jammern. Mit Konzept! Mit Hashtags!
Denn seien wir ehrlich: Kein Chef kann gegen ein virales Video ankommen, das sagt: „Arbeit tötet meine Vibes.“


Zwischen Filterkaffee und Filterblase

Julian Kamps hat nicht die Arbeitswelt verändert – aber er hat sie perfekt zusammengefasst.
40 Stunden schuften, um dreieinhalb Stunden „zu leben“, klingt traurig. Aber für viele ist das Realität. Nur die wenigsten haben den Luxus, diese Erkenntnis mit 4K-Auflösung und Ringlicht zu teilen.

Ich, Ronald Tramp, sage:
Die Deutschen arbeiten zu viel, die Influencer denken zu wenig – und irgendwo dazwischen steht Oma Inge, trinkt Filterkaffee und fragt:

„Was macht der Junge eigentlich beruflich?“

Antwort:

„Er lebt – aber nur dreieinhalb Stunden pro Woche.“