All-Inclusive im Arbeiter- und Bauernparadies – Kim Jong Un eröffnet Benidorm in Nordkorea

Grafik: All-Inclusive im Arbeiter- und Bauernparadies

 

Leute, wir müssen reden. Und zwar nicht über Raketen, Panzer oder „zufällig“ verschwundene Onkel – sondern über Kims neuestes Prestigeprojekt: ein Urlaubsresort! Ja, richtig gehört. Der kleine Mann mit der großen Frisur hat entschieden, dass Nordkorea nicht länger nur das „Land der Morgenraketen“ ist, sondern jetzt auch das „Mallorca des Marxismus“.

An der Ostküste, in Wonsan Kalma, gibt’s jetzt feinsten Sandstrand, Wasserpark (theoretisch) und All-inclusive für umgerechnet 1700 Euro. Klingt nach Luxus, oder? Naja… All-inclusive heißt hier: drei Getränke zur Auswahl – Wasser, Tee, Bier. Cola? Nicht sozialistisch genug. Cocktail? Imperialistischer Zuckertrunk!


Die Pioniergruppe: 13 Russen im menschenleeren Paradies

Die ersten internationalen Gäste? Eine 13-köpfige russische Reisegruppe. Mehr Russen als Sonnenliegenbesetzer in Antalya, aber weniger Betrieb als in einem deutschen Freibad im November. Der Wasserpark war gesperrt, vermutlich wegen „saisonaler Bauarbeiten“, was im Koreanisch-Diplomatendeutsch heißt: „Es fehlt Chlor.“

Handtücher reservieren? Überflüssig. Es gab so viel Platz, dass jeder Gast seine eigene Rettungsinsel hätte aufbauen können. Allerdings gab es „separate Strände für Einheimische und Touristen“. Damit der internationale Besucher nicht versehentlich sieht, wie die einheimischen Badegäste ihre Badeschlappen auch beim Schwimmen tragen.


Internet? Luxusgut. Souvenirs? Mondpreise.

WLAN ist nicht inklusive. Zehn Minuten kosten 1,50 Euro – also ungefähr so viel wie in deutschen ICEs, nur dass es hier vielleicht sogar funktioniert.
Souvenirjäger aufgepasst: Ein Plastikmodell der Hwasong-17-Rakete gibt’s für schlappe 400 Euro. Da ist der Flug nach Pjöngjang fast günstiger.


Service Deluxe – wenn man die richtige Flagge dabei hat

Immerhin: Die 13 Russen bekamen Jetskis, Quads und Essen „in Hülle und Fülle“. Musikboxen wurden direkt an den Strand gebracht. Eine Touristin schwärmte: „Wir fühlten uns wie die wichtigsten Menschen der Welt.“ Das stimmt vermutlich – in diesem Moment war man im Resort tatsächlich die einzigen Menschen der Welt.


Der große Auftritt für Lawrow

Dann kam der russische Außenminister Sergej Lawrow zu Besuch – und plötzlich war das Resort so voll wie der Bus nach der Frühschicht. Wo kamen die ganzen Menschen her? Aus der nordkoreanischen Oberschicht. Laut einem russischen Studenten waren es „die ersten übergewichtigen Nordkoreaner, die wir gesehen haben“. Offenbar wurden Badeanzüge, Schwimmbrillen und Hüte an die VIP-Statisten verteilt, damit es für Lawrows Kamerateam nach „vollem Leben“ aussah.

Ich stelle mir vor, wie Kims Regieanweisung klang: „Ihr da vorne, mehr planschen! Du mit der Schwimmbrille, lächeln! Und bitte keiner ertrinken, wir haben nur noch drei Ersatzgäste!“


Spanien lässt grüßen

Das Design soll an Benidorm in Spanien erinnern – allerdings ohne Sangria, ohne Engländer in Sandalen und ohne Happy Hour. Stattdessen sozialistische Zweckarchitektur mit Beton-Charme und der leichten Note von „Das war mal eine Kaserne“.


Nordkorea verkauft jetzt Urlaub wie seine Politik: nach außen perfekt, innen streng geregelt und mit einem Hauch absurdem Theater. Wer hinfährt, bekommt garantiert Sonne, Strand und eine staatlich genehmigte Portion Spaß – streng nach Plan und mit kontrollierter Wassertiefe.

Tramp out. Und falls mich jemand sucht: Ich bin schon am Kofferpacken. Für 1700 Euro will ich endlich mal wissen, wie sich Sozialismus mit Sand zwischen den Zehen anfühlt.