Alt nimmt die Vorfahrt, jung nimmt das Gaspedal – Deutschlands Straßen als generationsübergreifendes Experiment

Grafik: Alt nimmt die Vorfahrt, jung nimmt das Gaspedal

 

Meine Damen und Herren, schnallen Sie sich an, legen Sie den Gang ein – aber bitte altersgerecht –, denn heute fahren wir mitten hinein in das größte, lauteste und unfallträchtigste Sozialexperiment der Bundesrepublik: den deutschen Straßenverkehr.

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat Zahlen veröffentlicht. Und ich sage Ihnen: Diese Zahlen sind ehrlicher als jede Führerscheinprüfung. Sie zeigen, was wir alle längst wissen, aber nie so schön in Prozenten gesehen haben:

👉 Jung fährt schnell. Alt fährt… na ja… einfach.


Die Generation 65+ – Meister des spontanen Abbiegevorgangs

Beginnen wir mit den erfahrenen Piloten des Asphalts, den Autofahrern ab 65 Jahren. Menschen mit Lebensweisheit, Erfahrung, Geduld – und einer sehr eigenen Interpretation von Verkehrsregeln.

Laut Statistik ist bei Unfällen mit Personenschaden in dieser Altersgruppe der häufigste Vorwurf:

Falsches Verhalten beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren
22 Prozent!

22 Prozent!
Fast ein Viertel aller Fehler!

Ich, Ronald Tramp, sage: Das ist kein Fahrfehler. Das ist Improvisation.

Denn wer 65 Jahre und älter ist, hat schon alles gesehen:

  • Verkehrszeichen kommen und gehen

  • Kreisverkehre tauchen plötzlich auf

  • Spuren wechseln ohne Ankündigung

Da denkt man sich irgendwann:
„Ich fahre jetzt. Mal sehen, was passiert.“

Dicht dahinter folgt das Missachten von Vorfahrt oder Vorrang mit 20,9 Prozent.

Oder, wie es auf der Straße heißt:
„Ich war doch schon fast da.“


Die Jugend (18–24) – Geschwindigkeit ist eine Haltung

Kommen wir zu den Jungen.
Den Wilden.
Den Unsterblichen.

Bei den 18- bis 24-Jährigen ist die häufigste Unfallursache nicht Abbiegen, nicht Wenden, nicht Rückwärtsfahren – sondern:

Nicht angepasste Geschwindigkeit: 19,7 Prozent

Ich übersetze:
„Das Auto kann das. Ich auch.“

Dicht gefolgt von mangelndem Abstand mit 19,2 Prozent.

Oder, frei formuliert:
„Wenn ich das Kennzeichen lesen kann, ist das doch Nähe, oder?“

Junge Fahrer fahren nicht zu schnell – sie fahren optimistisch. Sie glauben an Technik, an Bremsen, an Reaktionszeit und an sich selbst. Physik ist dabei eher eine Empfehlung.


Die mittlere Altersgruppe – das unspektakuläre Chaos

Und dann gibt es noch die große, graue, steuerzahlende Mitte: 25 bis 64 Jahre.

Hier ist der häufigste Fehler ebenfalls:

Fehlerhaftes Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren – 20,5 Prozent

Also quasi wie bei den Älteren, nur mit mehr Termindruck.

Diese Gruppe denkt beim Abbiegen:

  • an den nächsten Termin

  • an das Abendessen

  • an die E-Mail, die noch raus muss

Und zack – falsche Spur, falscher Winkel, falsche Entscheidung.

Ich, Ronald Tramp, sage:
Das ist Multitasking auf Rädern.


Was lernen wir daraus?

Ganz einfach:

  • Die Alten ignorieren Vorfahrt, weil sie sie schon zu oft erlebt haben.

  • Die Jungen ignorieren Geschwindigkeit, weil sie glauben, Zeit sei unendlich.

  • Die Mittleren ignorieren alles, weil sie gerade gedanklich woanders sind.

Das ist keine Kritik.
Das ist ein Verkehrssoziogramm.


Der deutsche Straßenverkehr – ein generationenübergreifendes Missverständnis

Auf einer deutschen Kreuzung treffen sich:

  • Erfahrung ohne Reaktionszeit

  • Reaktionszeit ohne Erfahrung

  • und Stress ohne Geduld

Das Ergebnis: Statistik.

Ich frage mich:
Warum machen wir nicht altersabhängige Verkehrsregeln?

  • Ü65:
    „Blinken freiwillig, aber bitte entschlossen.“

  • 18–24:
    „Geschwindigkeit wird gefühlt – Bußgeld nach Stimmung.“

  • 25–64:
    „Bitte nur abbiegen, wenn Sie gedanklich anwesend sind.“


Ronald Tramps große Verkehrsweisheit

Unfälle passieren nicht, weil Menschen böse sind.
Sie passieren, weil Menschen Menschen sind.

Der eine denkt:
„Ich hab’s eilig.“

Der andere denkt:
„Ich hab Zeit.“

Und der Dritte denkt:
„Ich bin doch richtig.“

Spoiler:
Sind sie alle nicht.


Die Statistik zeigt:
Es gibt kein perfektes Alter zum Autofahren.

  • Jung ist zu schnell

  • Alt ist zu überzeugt

  • Mittel ist zu beschäftigt

Und genau deshalb funktioniert der Verkehr überhaupt noch:
Weil sich all diese Fehler gegenseitig ausgleichen – meistens.

Ich, Ronald Tramp, fordere daher keine strengeren Regeln, sondern mehr Verständnis.
Und vielleicht ein großes Schild an jeder Kreuzung:

„Achtung: Hier fährt gerade jemand, der glaubt, er habe recht.“