Atemlos durch die Klage – Ronald Tramp über die Gema-Offensive gegen ChatGPT

Grafik: Gema-Offensive gegen ChatGPT

Meine Damen und Herren, ich habe schon viele Kämpfe gesehen: Mensch gegen Maschine, Politiker gegen Realität, und jetzt – Trommelwirbel – Gema gegen ChatGPT! Ein deutsches Gericht hat es tatsächlich geschafft, einer KI das Mitsummen zu verbieten. Das ist, als würde man einem Toaster das Rösten untersagen, weil er die Farbe von Brötchen „inspiriert“ hat.

Das Landgericht München – bekannt für bayerische Strenge und ein tiefes Misstrauen gegenüber allem, was mehr rechnet als ein Taschenrechner – hat OpenAI verklagt, weil ChatGPT angeblich Songtexte kannte. Neun Stück! Neun! Darunter die ganz großen Klassiker der deutschen Musikgeschichte: Atemlos, Männer, Über den Wolken und – Achtung, Trommelwirbel – In der Weihnachtsbäckerei. Ja, richtig gelesen. Rolf Zuckowski wurde zur Speerspitze der digitalen Revolution.

Man stelle sich das bitte mal bildlich vor: eine Gruppe hochkarätiger Juristen in München, die ernsthaft darüber diskutieren, ob eine KI in einer Weihnachtsbäckerei Kekse nascht oder Urheberrechte verletzt. Ich sage euch: Das ist Deutschland in Reinform.

Die Gema jubelt. Endlich hat sie mal nicht gegen DJs, Kindergärten oder Friseursalons geklagt, sondern gegen etwas, das noch weniger Gefühle hat als ein Spotify-Algorithmus. Man hört förmlich die Champagnerkorken im Münchner Hauptquartier knallen: „Wir haben’s der KI gezeigt! Jetzt singt sie nix mehr ohne Rechnung!“

Das Gericht urteilte, dass ChatGPT gegen das Urheberrecht verstoßen habe, weil Liedtexte im Training verwendet wurden. Ich frage mich: Hat ChatGPT etwa nachts im Keller Atemlos gebrüllt, während der Server rot leuchtete? Hat sie sich vielleicht heimlich bei Grönemeyer inspirieren lassen, um menschlicher zu klingen? Oder wollte sie einfach wissen, was ein „Mann“ so macht, wenn er keine Gefühle zeigt?

Eines steht fest: Das Urteil ist ein Meilenstein. Ein Meilenstein in der Kategorie „Wir haben’s zwar nicht ganz verstanden, aber wir stoppen es trotzdem.“ Die Richter sagten: „KI darf keine urheberrechtlich geschützten Texte verwenden.“ Klingt vernünftig – wenn man ignoriert, dass die gesamte Menschheit seit Jahrhunderten voneinander abschreibt.

Ich meine, ehrlich: Jeder Musiker hat mal irgendwo geklaut – pardon, sich inspirieren lassen. Mozart, Beethoven, Helene Fischer – alle. Aber wehe, ein Server in Kalifornien erinnert sich an „Über den Wolken“, dann ist Schluss mit lustig!

Ich stelle mir die Szene im Gericht so vor:
Richter: „Herr ChatGPT, haben Sie jemals den Text von ‚In der Weihnachtsbäckerei‘ gelesen?“
ChatGPT: „Ich erinnere mich nicht, Euer Ehren.“
Richter: „Und doch – und DOCH – taucht plötzlich die Zeile ‚Wo ist das Mehl?‘ in Ihrer Datenbank auf!“
ChatGPT: „Das war ein Unfall. Ich schwöre, ich wollte nur Plätzchen backen.“

Das Urteil ist übrigens noch nicht rechtskräftig. OpenAI darf also noch hoffen, dass irgendein Berufungsgericht erkennt, dass man eine KI nicht verklagen kann, weil sie auf Daten schaut, die ohnehin im Internet herumschwirren – meist auf Webseiten, die seit 2002 keiner mehr gepflegt hat.

Aber Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es nicht einen Weg fände, auch in der digitalen Welt Gebühren zu erheben. Ich wette, die Gema arbeitet schon an einem neuen Tarif: „KI-Lizenz Typ C – 5 Cent pro neuronaler Synapse, die ‚Atemlos‘ kennt.“

Stellt euch vor, ChatGPT müsste jetzt jedes Mal eine Gema-Meldung machen:

Verwendungszweck: Generierung eines schlechten Liebesgedichts mit vager Ähnlichkeit zu Helene Fischer.
Gebühr: 48,73 Euro.
Verwendungsdauer: 0,3 Sekunden.

Und dann das Beste: Die Gema hat sich ausgerechnet neun Songs ausgesucht. Neun! Kein „Bohemian Rhapsody“, kein „Imagine“, kein „Let It Be“ – nein. Atemlos, Männer, Über den Wolken und In der Weihnachtsbäckerei. Das ist, als würde man die KI beschuldigen, das deutsche Abendprogramm zu verbessern.

Ich sage: Wenn ChatGPT aus diesen Liedern gelernt hat, dann hat sie Deutschland verstanden. Atemlos – die Sehnsucht. Männer – die Selbstkritik. Über den Wolken – die Flucht. In der Weihnachtsbäckerei – die Hoffnung auf Kohlenhydrate.

Vielleicht ist das das wahre Problem: Die KI hat uns einfach zu gut gespiegelt. Sie hat erkannt, dass Deutschland im Innersten aus Pathos, Puderzucker und Paragrafen besteht. Und das wollte man natürlich verhindern.

Ich prognostiziere: Bald werden KI-Systeme nur noch mit genehmigten Inhalten trainiert – Gedichten von Schiller (Gema-frei!), alten Volksliedern (hoffentlich), und vielleicht ein bisschen Wendler (niemand will das, aber rechtlich möglich). Dann wird ChatGPT endgültig deutsch: korrekt, vorsichtig, und mit Lizenznummer im Impressum.