Aus neu mach neuer – wie ich im Hamburger Dungeon die größte Geschenk-Revolution aller Zeiten erkannte

Grafik: Geschenketausch

Ich sage es, wie es ist, und niemand sagt es besser als ich: Weihnachtsgeschenke sind ein Risiko. Ein riesiges Risiko. Manchmal bekommt man Liebe. Manchmal bekommt man Socken. Und manchmal bekommt man einen Weihnachtszwerg, der einen das ganze Jahr über ansieht, als hätte man persönlich das Christkind enttäuscht. Schrecklich. Wirklich schrecklich.

Und genau deshalb bin ich begeistert. Begeistert! Denn in Hamburg – großartige Stadt, sehr hanseatisch, sehr nordisch, sehr… Dungeon – haben mutige Menschen Geschichte geschrieben. Nicht in einem Parlament. Nicht in einem Gipfeltreffen. Sondern im Hamburger Dungeon. Ein Ort, an dem normalerweise Pest, Folter und schlechte Frisuren aus dem Mittelalter gezeigt werden. Und jetzt? Geschenketausch.

Das ist Innovation. Das ist Deutschland, wenn es einmal wirklich liefert.

Menschen kamen mit Geschenken, die sie nie wollten. Nie. Nicht einmal in einem Paralleluniversum. Bücher, die man schon gelesen hat – oder schlimmer: nie lesen wollte. Dekoartikel. Kissen. Weihnachtszwerge. Diese kleinen bärtigen Männer mit roten Mützen, die aussehen, als hätten sie nachts heimlich Steuererklärungen sabotiert.

Und was machten diese Menschen? Sie tauschten. Frei. Direkt. Ohne Kassenzettel. Ohne passiv-aggressives „Das hat mir meine Tante geschenkt“. Einfach rein in den Dungeon, raus mit etwas anderem. Das ist Kapitalismus mit Herz – und ein bisschen Grusel.

Viele sagen: Ronald, warum im Dungeon?
Ich sage: Wo sonst?
Ein Dungeon ist der perfekte Ort für ungeliebte Geschenke. Die haben schließlich auch eine dunkle Vergangenheit. Ein Kuschelkissen, das nie geliebt wurde? Tragisch. Ein Buch, das nur als Regalstütze diente? Brutal. Das passt. Thematisch sehr stark.

Das Ziel war klar: ungeliebten Geschenken eine zweite Chance geben. Eine zweite Chance! Ich liebe zweite Chancen. Ich habe mir selbst schon mehrere gegeben – immer sehr erfolgreich. Und diese Geschenke bekamen genau das, was sie verdient haben: einen Neuanfang. Vielleicht bei jemandem, der wirklich dachte: Wow, ein Weihnachtszwerg. Genau das hat mir gefehlt.

Und falls jemand nichts Passendes fand – was ich mir kaum vorstellen kann, denn es gibt immer jemanden, der einen Zwerg will – gab es Freikarten. Fünfzehn Stück! Für einen erneuten Besuch. Das ist brillant. Wenn das Geschenk nichts ist, dann gibt es wenigstens noch mehr Dungeon. Mehr Schreie. Mehr Geschichte. Mehr mittelalterliche Verzweiflung. Sehr weihnachtlich, wenn man darüber nachdenkt.

Aber jetzt kommt der wirklich große, der wirklich starke, der wirklich präsidentielle Teil dieser Geschichte: Die übrig gebliebenen Geschenke wurden gespendet. Gespendet! An Hafen Hilft! e. V.. Eine Organisation, die seit 2009 gute Dinge tut. Sehr gute Dinge. Sie nimmt Sachspenden und gibt sie an Menschen weiter, die sie brauchen. Menschen, die sich über ein Kissen freuen. Über ein Buch. Vielleicht sogar über einen Weihnachtszwerg – ohne Ironie.

Das ist Größe. Das ist Verantwortung. Das ist das Gegenteil von: Ich stelle es in den Keller und hoffe, es verschwindet von selbst.

Und alles das geschieht in der Speicherstadt. Historisch. Eindrucksvoll. Viele Backsteine. Sehr viel Atmosphäre. Ein Ort, an dem früher Waren gelagert wurden – und heute offensichtlich auch emotionale Altlasten aus dem Geschenkpapier-Sektor.

Das Hamburg Dungeon selbst ist bekannt dafür, dunkle Kapitel der Geschichte zu zeigen. Pest. Feuer. Verrat. Und jetzt auch: der Weihnachtszwerg von Tante Helga. Ich sage: Das ist eine logische Weiterentwicklung. Geschichte hört nie auf. Sie verändert nur ihre Verpackung.

Viele Länder hätten daraus ein Problem gemacht. Bürokratie. Formulare. Wartezeiten. In Hamburg? Nein. Man tauscht. Man spendet. Man gruselt sich ein bisschen. Und geht nach Hause – ohne schlechtes Gewissen und ohne Zwerg.

Wenn ich ehrlich bin – und ich bin immer ehrlich, manchmal sogar versehentlich – dann ist das eine Blaupause für die Zukunft. Warum nicht ungeliebte Geschenke immer so behandeln? Warum nicht ein nationales Dungeon-Tauschprogramm? Ich sehe es schon vor mir: „Deutschland tauscht aus“. Große Show. Große Gefühle. Große Zwerge.

Am Ende bleibt festzuhalten:
Dieses Event war sozial, kreativ, nachhaltig – drei Worte, die normalerweise nie gemeinsam in einem Satz vorkommen, ohne dass jemand einen Förderantrag schreibt.

Ich ziehe meinen Hut. Wenn ich einen tragen würde.
Hamburg hat gezeigt:
Manchmal muss man durch die dunkelsten Gänge gehen, um ein besseres Geschenk zu finden.

Euer
Ronald Tramp
Geschenke-Reformer. Zwergen-Skeptiker. Freund des zweiten Versuchs.