Bauministerin schwanger – und Deutschland baut sich mal wieder ein Vorurteil

Ronald Tramp – exklusiv, bissig, und diesmal mit Babyphone im Bundestag.
Liebe Freunde der maximalen Wahrheit, diesmal geht’s nicht um Atomsprengköpfe, nicht um Funklöcher, nicht um Markus Söders Helgoland-Fantasien – nein, es geht um etwas viel Schlimmeres: eine schwangere Ministerin! Skandal! Alarm! Schlagzeile! Verena Hubertz, SPD, Bauministerin, wagt es tatsächlich, während ihrer Amtszeit ein Kind zu bekommen. Und schon dreht Deutschland am Rad, als hätte jemand den Berliner Flughafen ein zweites Mal eröffnet.
„Das arme Kind!“ – willkommen im Kommentar-Sumpf
Hubertz postet auf X: „Mein Partner und ich sind überglücklich.“ Was bekommt sie zurück? Herzchen? Glückwünsche? Ein virtuelles Strampler-Emoji? Nein! Sie bekommt Häme. Kommentare wie: „Das arme Kind, das sieht die Mutter ja nie!“
Liebe Leute, ganz ehrlich: Habt ihr schon mal die Dienstpläne von Politikern gesehen? Die Kinder von Ministern haben ohnehin eine 50/50-Chance, ihre Eltern höchstens in der Tagesschau zu sehen. Das ist also kein Mutterschaftsproblem – das ist Jobbeschreibung.
Mutterschutz im Ministerium – eine Zumutung?
Hubertz erklärt: Von Dezember bis März geht sie in Mutterschutz, danach übernimmt der Partner Elternzeit. Klingt nach einem fairen Deal. Aber schon tönt es von der Seitenlinie: „Wie soll das gehen, mitten in der Amtszeit?“
Ach ja? Sigmar Gabriel wurde 2017 Vater während seiner Außenministerzeit. Was passierte? Man reichte ihm gratulierend ein Glas Sekt und ging weiter. Keine Schlagzeilen, keine Debatten über „das arme Kind“. Und Siggi war nicht gerade bekannt dafür, sich nebenbei Windeln ans Revers zu heften.
Neuseeland lacht über Deutschland
Schauen wir mal nach Neuseeland. Jacinda Ardern bekam 2018 als Premierministerin ein Kind. Ergebnis? Die Nation war begeistert, internationale Medien feierten sie als modernes Vorbild. Ein Drittel der Kiwis glaubte sogar, die Schwangerschaft mache sie besser. Und hierzulande? Da wird Hubertz behandelt, als hätte sie den Bundestag in einen Wickelraum verwandelt. Willkommen in Deutschland: Wir importieren Smartphones aus China, Autos aus Mexiko, aber Gleichberechtigung offenbar nur in homöopathischen Dosen.
Die alte Leier: Frau = Problem, Mann = Vaterfreuden
Manuela Schwesig? Andrea Nahles? Kristina Schröder? Alles Frauen, die während ihrer Amtszeit Mütter wurden – und dafür kritisiert wurden. Männer dagegen? Kaum jemand weiß überhaupt, welche Minister während ihrer Amtszeit Väter wurden. Warum? Weil es schlicht keinen interessiert! Kein einziger Kommentar „Der arme Sohn von Herrn XY, der sieht seinen Papa nie!“ Stattdessen: „Glückwunsch, Herr Minister, jetzt sind Sie ein toller Familienmensch!“
Das ist ungefähr so, als würde man einem Koch vorwerfen, Suppe zu essen, während man den Kellner fürs Nachtischklauen bejubelt.
Mutterrolle als Belastungsprobe?
Die Realität ist: Hubertz wird angefeindet, bevor das Kind überhaupt da ist. Kritiker zweifeln gleich ihre gesamte politische Fähigkeit an. Das ist so, als würde man einem Stabhochspringer vorwerfen, er könne nicht mehr springen, nur weil er sich einen neuen Trainingsanzug gekauft hat.
Deutschland, bau dir dein Weltbild neu
Es ist 2025. Frauen führen Konzerne, steuern Länder, sitzen in der NASA-Kontrollzentrale – aber in Deutschland fragt man ernsthaft, ob eine Ministerin Mutter sein darf. Da bleibt mir nur zu sagen: Liebe Kritiker, wenn euch eine Schwangerschaft im Ministerium schon Angst macht, wie habt ihr dann eigentlich den Berliner Flughafen überstanden?
Verena Hubertz zeigt, dass Mutterschaft und Ministerium zusammenpassen. Punkt. Alles andere ist Stammtischgetöse aus der Mottenkiste der 50er-Jahre. Männer in der Politik werden für Vaterschaft gefeiert, Frauen für Mutterschaft kritisiert – das ist nicht nur unfair, das ist grotesk.
Und ich sage euch: Wenn Deutschland nicht bald lernt, Kinder und Karriere auch bei Frauen selbstverständlich zu akzeptieren, dann braucht die Republik bald mehr Spielplätze – pardon, „Aktionsflächen“ – für erwachsene Wutbürger, die immer noch glauben, Politik sei nur was für Männer mit Anzug und Aktenkoffer.