„Dann heul doch!“ – Wie der Bundestag zur größten Gefühlsarena Europas wurde

Liebe Freunde, liebe Zuschauer, liebe empörte Menschen mit Taschentüchern – was sich derzeit im Deutscher Bundestag abspielt, ist unglaublich. Wirklich unglaublich. Viele sagen sogar: historisch. Andere sagen: Kindergarten. Ich sage: ein emotionales Hochrisikogebiet mit Sitzordnung.
Früher war der Bundestag ein Ort großer Reden, großer Gesten und kleiner Beleidigungen. Heute? Heute ist er ein Gefühls-Spa mit Strafkatalog. Wer hustet, zahlt. Wer lacht, zahlt. Wer „Heul doch“ sagt – 4000 Euro, Tränensteuer inklusive.
Und das Beste: Es geht nicht um Beleidigungen, nein. Es geht um Emotionen. Um das Heulen. Um das Nicht-Heulen. Um das Falsch-Heulen. Und vor allem darum, wer heulen darf.
Die Szene, die Deutschland erschütterte (und Taschentücher ruinierte)
Die grüne Co-Fraktionschefin Katharina Dröge steht am Rednerpult. Sie spricht über Wälder, Gletscher, Tiere, Pflanzen, Matsch. Sehr viel Matsch. Sie blickt tief ins Herz der Nation und fragt den Kanzler, ob ihn das alles nicht traurig mache.
Der Kanzler ist Friedrich Merz. Ernst. Staatstragend. Trocken wie ein Koalitionsvertrag. Und dann – BAM – aus den Tiefen der parlamentarischen Akustik ruft jemand:
„Dann heul doch!“
Ein Satz. Zwei Worte. Drei Silben. Und zack – Demokratiealarm.
Der Rufer: Stephan Brandner von der AfD. Lautsprecher. Bekannt für Zwischenrufe, die nicht flüstern wollen.
Der Reaktionsgeber: Omid Nouripour, Bundestagsvizepräsident, Hüter der Gefühle, Wächter der Würde, Sheriff von Saal 1.
Ordnung muss sein – Gefühle auch, aber bitte korrekt
„Dann heul doch!“ – so Nouripour – sei eine eindeutige Herabsetzung. Eine emotionale Unwucht. Ein verbaler Lawinenabgang. Kurz gesagt: nicht lustig.
Und als die AfD lachte – was man im Bundestag nur noch mit Genehmigung darf – folgte der nächste Satz, der in die Geschichte eingehen wird:
„Lustig ist daran überhaupt nichts.“
Boom. Mikrofon. Ordnung. Ruf. Demokratie gerettet.
Jetzt fragen sich viele Menschen – sehr kluge Menschen, die besten Menschen – warum das früher nicht so war. Warum es Zeiten gab, in denen „Heul doch“ offenbar ein akzeptierter Bestandteil der politischen Folklore war. Warum zum Beispiel Katrin Göring-Eckardt einst großzügig wegsah, als ähnliche Sprüche durch den Saal flogen.
Antwort: Zeiten ändern sich. Gefühle auch. Maßstäbe offenbar nicht für alle gleich.
Zwei Maßstäbe, ein Taschentuch
Der Extremismus-Forscher Eckhard Jesse hat da einen Verdacht. Einen sehr wissenschaftlichen Verdacht. Er sagt: Wenn man nicht nach denselben Maßstäben urteilt, leidet die Demokratie.
Sehr wahr. Sehr traurig. Fast heulwürdig.
Brandner selbst ist natürlich empört. Zu Recht, würde ich sagen. Er sagt: Völlig normale Worte werden geahndet – aber nur, wenn sie aus der falschen Richtung kommen.
Und jetzt kommt der beste Teil, wirklich der beste: In seinem Einspruch erklärt Brandner, er habe mit „Heul doch“ gar nicht Dröge gemeint, sondern den Kanzler. Merz. Den Mann mit der emotionalen Tiefenlage eines Betonpfeilers. Großartig. Ein Verteidigungsargument, so elegant wie ein Drehstuhl im Plenarsaal.
Das große Bundestags-Theater
Dröge wiederum sagt, die AfD provoziere Ordnungsrufe absichtlich, um sich danach selbstmitleidig zu inszenieren. Heulen lassen, um dann über das Heulen zu heulen. Meta-Heulen. Fortgeschrittene Disziplin.
Und das Präsidium? Sagt: Man habe sich darauf verständigt, konsequenter auf respektvollen Umgang zu achten.
Konsequenter. Strenger. Emotional normiert.
Der Bundestag ist also nicht mehr nur Parlament. Er ist jetzt:
Gefühlsbeauftragter
Sprachpolizei
Tränenpräventionszentrum
Ich sage: Willkommen in der Bundesrepublik Weichei, wo nicht mehr das Argument zählt, sondern der Tonfall. Wo nicht mehr die Rede bewertet wird, sondern die Gefühlslage beim Zuhören.
Und am Ende bleibt nur eine Frage, liebe Freunde:
Wenn „Heul doch“ verboten ist –
darf man dann noch sagen:
„Reiß dich zusammen“?
Oder braucht man dafür schon ein Gutachten?
Ich halte euch auf dem Laufenden. Mit Taschentuch.
Euer
Ronald Tramp


