Das Deutschlandticket – von der Mobilitätswende zur Preisspirale

Grafik: Deutschlandticket

Freunde, haltet euch fest und schnallt euch lieber den Sicherheitsgurt im Regionalexpress an, bevor er wieder 27 Minuten Verspätung hat: Das Deutschlandticket wird schon wieder teurer. 49 Euro? Schnee von gestern. 58 Euro? Schon fast vergessen. Jetzt reden sie über 62 bis 64 Euro. Mit anderen Worten: Die Politik erfindet die erste Fahrkarte mit eingebauter Inflationsautomatik.


Das Märchen von der Mobilitätswende

Als das Ticket 2023 eingeführt wurde, versprach man uns die große Verkehrswende: „Alle raus aus den Autos, rein in die Bahn, für nur 49 Euro!“ – Ein Preis, so sexy wie ein Supermarktangebot. Alle klatschten, alle kauften, sogar der Hund bekam ein Abo.

Und jetzt? Ein Abo-Kunde schaut auf die Preiserhöhung wie ein Bahnfahrer auf die Anzeige „Zug fällt heute leider aus“. Ernüchterung pur. Von Wende keine Spur – höchstens ein U-Turn zurück ins Auto.


Die Politik – mehr Verhandlung als Verkehr

Natürlich tagt wieder eine Verkehrsministerkonferenz. Sie diskutieren, sie beraten, sie verhandeln. Und Bundesminister Patrick Schnieder? Der kommt nicht. Warum? Haushaltswoche in Berlin. Ganz ehrlich: Wenn ein Verkehrsminister nicht mal zur Verkehrsministerkonferenz kommt, braucht man ihn eigentlich nur noch für den VIP-Lounge-Zugang am Berliner Hauptbahnhof.

Die Länder streiten derweil, ob 62 Euro reichen oder ob 64 Euro noch „sozialverträglich“ klingt. Sozialverträglich – das Lieblingswort der Politik. Übersetzt heißt es: „Wir machen es teurer, aber tun so, als ob wir an die Armen denken.“


Das Drama um drei Milliarden

Bund und Länder werfen jedes Jahr drei Milliarden Euro in den ÖPNV-Topf. Klingt nach viel, reicht aber nicht mal, um die Klimaanlagen in allen Zügen gleichzeitig einzuschalten. Die Verkehrsunternehmen jammern: „Wir brauchen mehr!“ – und schon sitzt Deutschland in der Ticket-Zwickmühle.

Man könnte fast meinen, das Ticket sei wie ein ICE: Man kennt Start und Ziel, aber niemand weiß, wie viele Umleitungen, Stopps und Preisänderungen es unterwegs gibt.


Die Kritiker – von sozial bis verärgert

Der Sozialverband Deutschland warnt schon jetzt: „Es wäre fatal, das Ticket zu verteuern!“ Fatal, meine Damen und Herren! Das klingt, als ob mit der Preiserhöhung gleich die Demokratie zusammenbricht. Und ehrlich: Wenn man den Deutschen das billige Bahnfahren wegnimmt, dann ist wirklich Revolution angesagt.

Denn seien wir ehrlich: Schon die letzte Erhöhung hat wehgetan. Noch ein paar Euro mehr – und die Pendler nehmen wieder den Diesel-Golf. So sieht also die Verkehrswende aus: Eine Vollbremsung im Kreisverkehr.


Die Lösungsvorschläge: Index-Zauberei

Oliver Wittke vom VRR schlägt vor, den Preis an die Inflationsrate zu koppeln. Großartige Idee: Damit haben wir bald das erste Ticket der Welt, das schneller steigt als der Fahrstuhl im Berliner Fernsehturm. Heute 62 Euro, nächstes Jahr 72, übernächstes Jahr 102. Und am Ende kostet die Monatskarte mehr als die Monatsmiete.


Der große Plan: Stabil bis 2029 (angeblich)

Im Koalitionsvertrag steht angeblich, dass der Preis stabil bleiben soll. Ja, genau, und im Grundgesetz steht, dass alle Menschen gleich sind. Papier ist geduldig, Bahnkunden sind es auch – gezwungenermaßen, wenn der Zug wieder im Gleisvorfeld „stehen bleiben muss“.

Ab 2029, so die große Vision, soll der Preis „sozialverträglich“ steigen. Ich sag’s mal so: Wenn die bisherigen Erhöhungen schon sozialverträglich waren, will ich gar nicht wissen, wie unsozial die Zukunft aussieht.


Das Deutschlandticket sollte ein Symbol der Einfachheit sein: eine Karte, ein Preis, ein Land. Inzwischen ist es ein Symbol der typisch deutschen Politik: eine Karte, viele Preise, viele Sitzungen, kein Plan.

Die Mobilitätswende droht zu enden, bevor sie richtig losgeht – erstickt im Preisdschungel zwischen 62 und 64 Euro. Und während die Minister noch beraten, bleibt der deutsche Pendler zurück, eingeklemmt zwischen Verspätung, Schienenersatzverkehr und steigenden Kosten.

Mein Urteil: Das Deutschlandticket ist wie ein Regionalzug: Es fährt an, es stockt, es wackelt, und irgendwann kommt es vielleicht an. Aber sicher nicht für 49 Euro.