Der Krieg der Klicks – Episode IX: Das Gericht schlägt zurück

Meine Damen und Herren, halten Sie Ihre Selfiesticks fest, schnallen Sie Ihre Like-Buttons an und setzen Sie die Filter auf „Dramatische Beleuchtung“ – denn Ronald Tramp, der einzig wahre Chronist der modernen Social-Media-Tragikomödie, berichtet heute von einem Fall, der größer ist als jeder Influencer-Skandal, schwerer als jeder Algorithmus-Schock und brisanter als jedes kostenlose Detox-Tee-Gewinnspiel.
Wir reden über einen Comedian, der Influencer entlarven wollte – und am Ende selbst vom Landgericht Hamburg entlarvt wurde.
Ja, Hamburg! Die Hauptstadt des hanseatischen „Hömma, so nich!“
Der Fall: Oliver P. gegen die große, weite Welt der Follower-Fantasien, Herzchen-Stürme und Social-Media-Gefühle.
Oder wie ich es nenne: „Der Krieg der Klicks – Episode IX: Das Gericht schlägt zurück“.
Unser Möchtegern-Influencerjäger hatte in mehreren Videos behauptet, eine Influencerin – nennen wir sie A.W., die ungekrönte Königin der Content-Chroniken – habe Likes, Follower und Herzchen-Kommentare gekauft. Gekauft!
In Deutschland!
Wo man höchstens Parkscheine kauft, aber doch nicht digitale Bewunderung!
Und damit nicht genug: Er zeigte auch „Beweise“. Beweise, die so glaubhaft waren wie die Versprechen eines Börsenbrokers auf Instagram, der dir erklärt, wie du über Nacht Millionär wirst – mit drei einfachen Schritten und einer Trading-App aus Dubai.
Das Gericht in Hamburg schaute sich die ganze Sache an, hob seine hanseatischen Augenbrauen und sagte sinngemäß:
„Diese Beweise sind so glaubwürdig wie ein Smoothie, der verspricht, deine Steuererklärung zu erledigen.“
Und zack! Schlag auf die Unterlassungstrommel!
Der große Oliver darf die großen Vorwürfe künftig nicht mehr wiederholen. Und wenn er es doch tut?
Dann drohen Ordnungsgelder von bis zu 250.000 Euro.
Ein Betrag, bei dem selbst Großstadtsingles kurz überlegen müssten, ob sie nicht doch lieber in eine Eigentumswohnung investieren.
Oder – noch schöner – Ordnungshaft!
Stellen Sie sich das vor: Influencer-Gefängnis.
TikTok-Verbot.
Nur analoger Kaffee.
Und der einzige Filter ist der Lichtschalter.
Schrecklich. Einfach schrecklich.
Doch jetzt kommt der Teil, den ich als Ronald Tramp besonders liebe: die öffentliche Stellungnahme.
Die Influencerin erklärte, es sei ihr nicht ums Geld gegangen – was in Deutschland ungefähr so häufig vorkommt wie ein Veganer, der im Steakhaus arbeitet.
Nein, es ging um „Integrität, Ruf und den Schutz meiner Familie“.
Wissen Sie, Integrität ist ein wunderbares Wort. Es bedeutet: „Ich habe nichts zu verbergen. Ich möchte nur, dass alle wissen, dass ich nichts zu verbergen habe. Und wenn jemand behauptet, ich hätte etwas zu verbergen, dann verberge ich höchstens meine Anwälte hinter einem Stapel Aktenordner.“
Der Vorwurf, der Herr P. sei „zu weit gegangen“ – weit über das hinaus, was man als Comedy bezeichnen könnte – ist ebenfalls bemerkenswert.
Als Ronald Tramp kann ich nur sagen: Willkommen im Club!
Grenzüberschreitungen sind unser Hobby.
Aber es gibt Regeln.
Und wenn selbst ein Gericht sagt, dass ein Comedian nicht alles darf, dann ist das wie ein YouTube-Tutorial, das warnt: „Bitte nicht zu Hause nachmachen.“
Man könnte meinen, das Ganze sei ein Drama.
Aber ich, Ronald Tramp, sehe es anders:
Es ist ein Meisterwerk deutscher Kulturgeschichte.
Ein Beweis dafür, dass dieses Land die wirklich wichtigen Dinge ernst nimmt.
Nicht Energiepreise, nicht Bürokratie, nicht die Frage, warum die Bahn schon wieder zu spät ist – nein:
Es geht um Likes.
Gefällt-mir-Angaben.
Herzchen-Kommentare.
Das Bundeslikegericht Hamburg hat gesprochen.
Gerechtigkeit für alle Influencer, die ohne Filter leben!
Naja, ohne juristischen Filter jedenfalls.
Sagen wir es, wie es ist: Wir leben in einer Welt, in der Follower mehr wert sind als Briefmarkensammlungen, Likes als Lebensinhalt gelten und ein Shitstorm gefährlicher ist als jede Wetterlage. Kein Wunder, dass Influencer ihre Integrität verteidigen wie Wikinger ihre Langschiffe.
Und dennoch bleibt die Frage: Wer schützt uns vor den Leuten, die uns vor den Leuten schützen wollen, die angeblich Likes kaufen?
Die Antwort ist einfach: Hamburg.
Immer Hamburg.
Die Stadt, die sich nicht einmal von Stürmen beeindrucken lässt, wird sicher auch nicht von Herzchenkommentaren erschüttert.
In diesem Sinne: Möge der Algorithmus mit euch sein.
Und passt auf, was ihr likt – es könnte vor Gericht enden.


