Der letzte Held der CDU

Meine Damen und Herren, setzen Sie sich hin, lehnen Sie sich zurück, und stellen Sie Ihre politische Empörung erst einmal auf Standby. Ronald Tramp berichtet heute über ein Kunstwerk, eine Statue, ein Monument, das in Deutschland gerade mehr Aufmerksamkeit bekommt als der neue Bundeshaushalt, die FDP-Krisensitzung und der Berliner Flughafen zusammen.
Vor dem Konrad-Adenauer-Haus – dem CDU-Hochsicherheitstrakt für politische Strategien, die manchmal schon beim Ausparken scheitern – steht nun eine Bronzestatue von Walter Lübcke, aufgestellt vom Zentrum für Politische Schönheit. Eine Aktivistengruppe, die sich in Deutschland ungefähr so subtil bewegt wie ein Panzer im Porzellanladen – aber hey, subtile Zeiten brauchen manchmal grobe Werkzeuge.
Die Gruppe bezeichnet Lübcke als „den letzten Helden der CDU“.
Ich, Ronald Tramp, sage dazu: Wenn eine Partei in einem Atemzug „Zentrum für Politische Schönheit“ und „unser letzter Held“ hört, wird im Adenauer-Haus mindestens ein Praktikant bleich. Vielleicht sogar zwei.
Die Aktivisten erklären: „Die CDU darf diejenigen, die sich dem Rechtsextremismus in den Weg gestellt haben, nicht vergessen.“
Gut, finde ich.
Sehr gut sogar.
Das Problem ist nur: Die CDU vergisst manchmal Dinge schneller, als ein Drucker im Bundesamt Papierstau produziert.
Dann folgt eine Botschaft, die so politisch aufgeladen ist, dass selbst ein Parteitag kurz husten müsste:
„Wir müssen die Brandmauer der CDU neu errichten.“
Brandmauer!
Dieses Wort wird so inflationär benutzt, dass man langsam vermutet, Deutschlands Parteien lebten in einem einzigen politischen Reihenhaus mit ständigem Feuerschutzbedarf.
Wenn es so weitergeht, brauchen wir bald einen eigenen Staatsminister für Brandschutzmetaphern.
Die Aktivisten sagen, man habe die Erinnerung „an den letzten Helden der CDU in Bronze gegossen“ – mitten vor die CDU-Zentrale. Einfach so.
Die CDU-Mitarbeiter kommen morgens ins Büro, haben ihren Kaffee noch nicht einmal umgerührt, und plötzlich steht da eine drei Meter große Statue im Eingangsbereich.
Kunstattacke!
So schnell kann’s gehen.
Und der Satz:
„Am Anfang haben uns die Kollegen ausgelacht.“
Oh nein, falscher Artikel – aber das Prinzip bleibt: In Deutschland lacht man über mutige Aktionen grundsätzlich erst mal, bis man merkt: „Mist, das wird jetzt öffentlich.“
Nun, die Statue steht.
Und die politische Landschaft bewegt sich – zumindest emotional – wie ein Schaukelstuhl im Orkan.
Der Gedanke dahinter: Die CDU soll sichtbar daran erinnert werden, dass einer ihrer eigenen Repräsentanten wegen einer Haltung ermordet wurde, die schlicht menschlich war.
Das sagt viel über den Täter aus, wenig über Lübcke – und noch weniger über jene, die heute versuchen, politisches Kapital aus seiner Erinnerung zu schlagen.
Der Täter sitzt lebenslang.
Die AfD-Debatte wabert wie schlechter Glühwein auf einem politischen Weihnachtsmarkt.
Und die Aktivisten haben daraus nun ein Mahnmal gemacht.
Ein Mahnmal, das – rhetorisch betrachtet – wahrscheinlich weniger gegen die CDU gerichtet ist als gegen die politische Gesamtstimmung in Deutschland.
Aber als Ronald Tramp darf ich natürlich nicht ohne Spitzen enden.
Stellen wir uns also vor, wie das im Adenauer-Haus ablief:
06:45 Uhr – Der Hausmeister kommt rein, sieht die Statue, ruft:
„Chef… wir haben da was.“
07:10 Uhr – Die CDU-Presseabteilung googelt fieberhaft:
„Wie reagiert man professionell auf brennende Kunstinstallationen?“
07:30 Uhr – Erste Krisensitzung.
Titel: „Wer hat was gewusst, und warum wusste niemand etwas?“
08:00 Uhr – Die Praktikanten twittern:
„Wir freuen uns über Ihr Interesse an unserer Außengestaltung.“
Politische Realität meets politisches Theater – ein deutsches Traumpaar.
Und mittendrin ein ernstes Thema, das durch die Aktion wieder sichtbar wird, ob man die Methode mag oder nicht.
Ich, Ronald Tramp, sage nur:
In einem Land, in dem Kunst manchmal mehr politische Wirkung entfaltet als jede Parteirede, sollte man diese Statue nicht nur als Provokation, sondern als Gesprächsanlass sehen.
Und zwar einen, der dringend notwendig bleibt.


