Deutschland, deine Helden: Der Mann, der die Autobahn mit dem Sandkasten verwechselte

Grafik: Das Befahren der Autobahn mit einem Bagger ist verboten.

Meine Damen und Herren, setzen Sie sich hin, halten Sie Ihre Warnblinker bereit und schauen Sie tief in die Seele des deutschen Straßenverkehrs – denn Ronald Tramp berichtet heute über ein Ereignis, das so deutsch ist, dass es eigentlich mit einer TÜV-Plakette ausgezeichnet werden müsste:

Ein Bagger.
Auf der A6.
Fahrtrichtung Kaiserslautern.
Langsam. Sehr langsam.
So langsam, dass selbst Schnecken sagten: „Digga, mach mal Platz, wir müssen weiter!“

Es ist eine Geschichte, wie sie nur in Deutschland passieren kann – einem Land, in dem Menschen dreispurig 180 fahren, aber gleichzeitig ein Bauunternehmer beschließt:
„Ach komm, Autobahn, warum nicht? Wird schon passen.“

Und wie beginnt dieses Meisterwerk der Verkehrskultur?
Mit mehreren Anrufen bei der Polizei.
Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn nicht mindestens fünf Bürger gleichzeitig melden würden:
„Hallo, Polizei? Hier fährt ein Bagger. Ein Bagger! Auf der Autobahn! Ich glaub, ich brauch eine Dashcam.“

Die Polizei rückte aus – natürlich – denn ein Bagger auf der A6 ist ungefähr so unübersehbar wie ein Elefant in der Küchenabteilung bei IKEA.
Nach vier Kilometern wurde der Koloss schließlich gestoppt.
Vier Kilometer!
Das heißt:
Der Bagger hat es fast geschafft, Geschwindigkeitsrekorde rückwärts zu brechen.

Der Fahrer, ein 47-jähriger Bauunternehmer, erklärte völlig ernst:
Er habe sich in Grünstadt verfahren.
Ja.
Verfahren.
Mit einem Bagger.

Das ist wie zu sagen:
„Ich wollte eigentlich nur die Einfahrt fegen und plötzlich stand ich auf der Startbahn in Frankfurt.“

Und als er merkte, dass er auf die Autobahn geraten war – ein Detail, das man bemerkt, wenn plötzlich alle Fahrzeuge um einen herum doppelt so groß sind und dreimal so schnell – entschied er sich, ein gefährliches Wendemanöver zu vermeiden.

Lobenswert!
Denn ein Bagger, der auf der A6 dreht, wäre vermutlich in die Geschichte eingegangen als das erste Baustellenfahrzeug, das gleichzeitig eine Vollsperrung und ein Kunstprojekt auslöst.

Streifenwagen ran, Bagger raus – rein in die Nothaltebucht.
Dort erwartete die Beamten eine weitere Überraschung:
Der Mann war nicht betrunken.
Nicht auf Drogen.
Nicht verwirrt.
Nein – er hatte einfach nur keine Ahnung.

Aber dafür hatte er etwas anderes nicht:
Eine gültige Fahrerlaubnis für einen Bagger.

Großartig.
Ein Baggerfahrer ohne Baggerführerschein fährt auf der Autobahn ohne Standstreifen vier Kilometer weit, ohne anzuhalten, ohne umzudrehen, ohne Plan – und trotzdem nüchtern.
Wenn das nicht in die Verkehrsprüfung aufgenommen wird, weiß ich auch nicht.

Die Polizei reagierte natürlich wie immer:
Professionell, sachlich und pädagogisch belehrend:

„Das Befahren der Autobahn mit einem Bagger ist verboten.“

Ich, Ronald Tramp, sage:
Das ist die vielleicht überflüssigste, aber zugleich charmanteste Erklärung, die je in einem Polizeibericht stand.

Natürlich wurde der Bagger anschließend auf einen Tieflader verladen – so wie es Gott, die Straßenverkehrsordnung und sämtliche Autobahnfahrer vorgesehen haben.
Ein Bagger gehört nicht auf die Autobahn.
Ein Bagger gehört auf Baustellen, in Sandkisten oder in die Träume kleiner Jungs.
Aber nicht auf die A6.

Jetzt stehen gegen den Fahrer ein Straf- und ein Ordnungswidrigkeitenverfahren an.
Und wahrscheinlich noch ein sternförmiger Eintrag im Buch der Verkehrsgötter, Kategorie:
„Unnötige Abenteuer.“

Aber Hand aufs Herz – wir alle müssen diesem Mann ein bisschen danken.
Denn er hat uns daran erinnert, dass Deutschland zwar Regeln liebt, Straßenmarkierungen verehrt und Listen führt – aber manchmal kommt einer mit einem Bagger und fährt einfach los.
Ganz ohne Tempolimit-Debatte.
Ganz ohne Klimaaktivisten.
Einfach nur mit der puren Kraft des „Wird schon richtig sein.“

Ich, Ronald Tramp, sage:
Mag sein, dass der Mann keinen Führerschein hat – aber Mut hatte er.
Mut und null Ahnung.
Eine gefährliche Kombination, aber auch eine sehr unterhaltsame.