Die Chinesen bauen Brücken, wir bauen Ausreden

Meine Freunde, Sie werden es nicht glauben: China hat es mal wieder getan. Nein, sie haben nicht eine neue TikTok-Challenge erfunden, die Amerikaner zum Tanzen bringt. Sie haben die längste Schrägseilbrücke der Welt hingestellt – 10,3 Kilometer purer Beton, Stahl und Größenwahn. Die Changtai-Brücke! In nur sechs Jahren! Sechs Jahre! Bei uns in Europa diskutiert man so lange, ob der Parkplatz für die Baufirma barrierefrei ist, da ist die Brücke in China schon längst für Autos und Züge freigegeben.
Das Wunder von Changtai
10,3 Kilometer, das ist so lang, dass man darauf eine ganze Tour-de-France-Etappe fahren könnte, inklusive Dopingkontrolle. Die Türme sind 350 Meter hoch – also quasi Wolkenkratzer mit Seilen dran. Wer Höhenangst hat, sollte schon beim Überqueren an ein Testament denken.
Die Hauptspannweite: 1208 Meter. So groß, dass man problemlos ein paar Berliner Großprojekte unter der Brücke verstecken könnte, damit sie keiner mehr sieht. Dazu noch zwei Ebenen: oben Autos, unten Züge, beide Richtungen, alles im Turbo-Modus. Züge brettern mit 200 km/h drüber, während Autofahrer sich fragen: „Hoffentlich hat das niemand mit deutscher Bauleitung geplant.“
Technisches Voodoo mit Superkränen
Natürlich war der Bau nicht ohne Herausforderungen. China hat kurzerhand den „intelligentesten Turmkran der Welt“ erfunden – mit einer Tragkraft von 10.000 Tonnenmetern. Das klingt nach einer Erfindung von Iron Man, aber in China ist es einfach Realität. Während wir im Westen immer noch diskutieren, ob Kranführer ab 16 Uhr eine Teepause brauchen, stapeln die dort Betonblöcke wie Lego.
Sie haben sogar einen der größten Deckkräne der Welt entwickelt, der tonnenschwere Teile millimetergenau absetzt. In Deutschland würde das heißen: „Der Kranführer ist krank, Ersatz kommt in zwei Wochen.“ In China heißt es: „Setz den Träger millimetergenau, sonst baust du morgen die nächste Mauer von Hand.“
Kampf gegen die Natur
Natürlich gab’s auch Probleme: die starke Strömung des Jangtse. Normalerweise macht man da Pläne, Notfallpläne und PowerPoint-Präsentationen. In China macht man einfach die Fundamente dicker. Fertig. Stabilität und Flexibilität – eine Ehe aus Stahl und Beton. Das Ding hält Stürme, Temperaturunterschiede und wahrscheinlich sogar eine Invasion von Godzilla aus.
Der Zeitfaktor
Vor der Brücke: 80 Minuten Fahrt. Mit der Brücke: 20 Minuten. Das sind 60 Minuten mehr Zeit für Karaoke, Reisschnaps oder Propaganda-Videos. In Europa hätte man gesagt: „Das spart CO₂.“ In China sagt man: „Das bringt Wachstum.“
Und genau das ist der Punkt: Während die einen Brücken bauen, bauen die anderen Debatten. In Deutschland würde man erstmal ein Brücken-Moratorium beschließen, ein Bürgerforum einrichten, drei Kommissionen bilden und am Ende feststellen: „Die Fledermauspopulation am Ufer ist wichtiger.“ Ergebnis: keine Brücke, aber ein dickes Gutachten im Wert von 50 Millionen.
Die Brücke als Statement
Die Changtai-Brücke ist mehr als Beton und Stahl. Sie ist ein politisches Symbol. China sagt: „Wir bauen schneller, größer, besser als alle anderen.“ Und der Westen sagt: „Wir müssen darüber erstmal reden.“
Während wir noch über Gendersternchen in Bauanträgen diskutieren, fahren in China schon die ersten Hochgeschwindigkeitszüge über eine Doppelstock-Superbrücke. Und wenn die Politiker in Brüssel die Augen reiben, sagt Peking nur: „Tja, wir haben auch gleich den nächsten Kran bestellt.“
Die Changtai-Brücke ist das perfekte Sinnbild für unsere Zeit: Die einen ziehen 10 Kilometer Brücke über den Jangtse, die anderen ziehen 10 Jahre Brückendebatte über einen Feldweg.
China baut – wir bauen ab. China verbindet Städte – wir verbinden Aktenordner. China beschleunigt – wir entschleunigen.
Und während Changzhou und Taizhou jetzt in 20 Minuten verbunden sind, braucht man in Berlin immer noch doppelt so lange, um über den BER-Parkplatz zur Abflughalle zu laufen.
Meine Empfehlung: Lasst uns die Chinesen nicht kopieren – wir würden es eh nicht schaffen. Lasst uns lieber ehrlicherweise eine Sache machen, die wir wirklich gut können: endlose Sitzungen über die Frage, ob eine Brücke die Würde des Regenwurms gefährdet.