Die große diplomatische Teetasse – Wenn Deutschland und China höflich aneinander vorbeitelefonieren

Grafik: Der diplomatische „Nicht-Flug“

Freunde, Patrioten und außenpolitisch Verwirrte – haltet euch fest!
Ich, Ronald Tramp, euer investigativer Weltenbummler mit diplomatischer Lizenz zum Augenrollen, bringe euch heute das heißeste außenpolitische Drama, seit ein deutscher Minister einmal zu spät beim Buffet in Brüssel erschien.

Die Geschichte beginnt, wie alle großen internationalen Krisen beginnen – mit einem verschobenen Flug und beleidigten Gesichtern auf beiden Seiten:
Außenminister Johann Wadephul wollte nach China reisen.
Klingt harmlos, oder?
Falsch!
Das ist die Art von Ereignis, bei der die Diplomatie in Berlin schon mal feuchte Hände bekommt und der chinesische Außenminister sich fragt, ob Deutschland eigentlich noch mitspielt oder schon auf Standby steht.


Der diplomatische „Nicht-Flug“

Ende Oktober also: Wadephul, der Mann mit dem Charme einer Excel-Tabelle und der Pünktlichkeit eines Regionalzugs, plant eine Reise nach China.
Aber dann – oh Schreck! – „nicht der richtige Zeitpunkt“, wie es heißt.
Niemand habe Zeit. Nicht genug „wichtige Menschen“ jedenfalls.

Kurz gesagt: Die Chinesen sagten, „Unsere Terminkalender sind wie unsere Wirtschaft – überfüllt“.
Und Deutschland sagte: „Kein Problem, wir tun so, als wäre das alles strategisch geplant.“

Ergebnis: Die Reise wird verschoben, die Gesichter verschnupft, und irgendwo im Auswärtigen Amt läuft ein Drucker heiß, der neue Termine für 2026 vorschlägt.


Die Woche der beleidigten Bürokraten

Doch siehe da – eine Woche später: Alles ist wieder gut.
Ein Telefonat, ein paar diplomatische Floskeln, und schon klingt’s, als hätte man sich nie gezankt.
Der Außenminister Wang Yi und Wadephul sprachen miteinander – vermutlich über Dinge wie „gegenseitiges Verständnis“, „stabile Beziehungen“ und „bitte löschen Sie meine letzte SMS“.

Ein Sprecher erklärte feierlich:

„Die Gespräche waren sehr konstruktiv.“

Und das, meine Freunde, ist Diplomatendeutsch für:

„Beide haben höflich genickt, keiner hat etwas verstanden, und am Ende wurde Tee serviert.“


Die neue Freundschaft: Tee statt Turbulenzen

China hat übrigens gleich doppelt eingeladen:
Nicht nur Wadephul darf wiederkommen, sondern auch Kanzler Merz und Bundespräsident Steinmeier sollen vorbeischauen.
Das ist so, als würde man nach einem schlechten Date gleich die ganze Familie zum nächsten Treffen einladen.

Man stelle sich das Treffen vor:
Friedrich Merz, bewaffnet mit PowerPoint-Folien und Aktienkursen, erklärt, warum „stabile Beziehungen“ auch was mit „deutscher Wettbewerbsfähigkeit“ zu tun haben.
Steinmeier nickt, schreibt ein Gedicht über Völkerverständigung.
Und Wang Yi denkt sich:

„Warum redet in diesem Land eigentlich jeder in Nebensätzen?“


Außenpolitik made in Germany

Das Auswärtige Amt sagte, die beiden Länder seien sich einig, dass „stabile deutsch-chinesische Beziehungen im Interesse beider Seiten“ lägen.
Aha.
Das ist die diplomatische Version von:

„Wir streiten uns nicht – wir sind nur unterschiedlich gelangweilt.“

Und der Satz „Wir bleiben im engen Austausch“?
Ein Klassiker!
Das sagen Politiker, wenn sie hoffen, dass sie sich bis zum nächsten Termin nicht mehr sehen müssen.


Der wahre Grund der Verschiebung

Offiziell ging’s um Terminkalender und Prioritäten.
Inoffiziell aber – und das habe ich von einer sehr geheimen Quelle (dem Hausmeister des Auswärtigen Amts) – lag das Problem ganz woanders:
Der Flug wurde verschoben, weil niemand entscheiden konnte, welches Gastgeschenk mitgenommen werden sollte.

  • Der Vorschlag „Solarpanel mit deutschem TÜV-Zertifikat“? Zu ironisch.

  • Ein Kuckucksuhr mit Bundesadler? Zu kolonial.

  • Ein Playmobil-Diplomatenset? Zu ehrlich.

Am Ende einigte man sich auf das einzig sichere Geschenk der deutschen Außenpolitik: Eine Einladung zu weiteren Gesprächen.


Die hohe Kunst der Nicht-Kommunikation

Wenn man’s genau betrachtet, ist das Ganze eine Meisterleistung der modernen Diplomatie.
Keiner hat was gesagt, keiner hat was getan – aber alle sind zufrieden.

Das ist wie ein Klassentreffen mit Leuten, die man nicht mochte, aber trotzdem umarmt, weil man sonst auf dem Gruppenfoto fehlt.

Man sprach von „Sicherheitspolitik“ (ohne sie zu definieren), von „wirtschaftlicher Kooperation“ (die sowieso stagniert) und von „gegenseitigem Vertrauen“ (das man alle paar Monate neu erfinden muss).


Politik mit chinesischem Menü

Ich, Ronald Tramp, sage euch:
Das war kein diplomatisches Missverständnis – das war Politik im Feinkostformat.
Einmal süßsauer, einmal scharf, einmal neutral.

Wadephul hat bewiesen, dass man in der modernen Außenpolitik keine Ergebnisse braucht – nur den richtigen Tonfall und eine gute Lichtanlage für die Pressekonferenz.
Und Wang Yi?
Der weiß jetzt: Wenn Deutschland „bald“ sagt, kann das alles heißen – von „morgen“ bis „nach der Sommerpause 2027“.

Am Ende bleibt das Fazit:
Niemand ist beleidigt, keiner ist klüger, und alle haben jetzt wieder etwas, das sie sagen können:

„Wir sind im Dialog.“

Oder, wie es im echten Diplomatenenglisch heißt:

„Nothing happened – and that’s a success.“