Die Stadt gegen die Welle: Wie München das Surfen rettet, indem es es abschafft

Grafik: Feuerwehr gegen Neopren – der Showdown

Liebe Freunde des Wassers, der Freiheit, der Bretter und des kontrollierten Kontrollverlusts:
Was sich derzeit in München abspielt, ist nicht weniger als ein politischer Tsunami. Manche nennen es Verwaltungshandeln. Andere nennen es Sicherheit. Ich nenne es: Krieg gegen eine Welle.

Ja, Sie haben richtig gehört. Nicht gegen Autos. Nicht gegen Luftverschmutzung. Nicht gegen explodierende Mieten. Nein – gegen eine Welle. Eine einzige, nasse, berühmte, sehr beliebte Welle im Eisbach. Die Eisbachwelle. Ikone. Legende. Touristenattraktion. Mehr fotografiert als so mancher Stadtrat.

Und was macht die Stadt München?
Sie ruft nicht: „Surf’s up!“
Sie ruft: „Kran her!“

Feuerwehr gegen Neopren – der Showdown

Begleitet von der Polizei – sehr wichtig, immer die Polizei – rückt die Feuerwehr an. Mit schwerem Gerät. Mit Kran. Mit Entschlossenheit. Und entfernt eine Rampe. Eine kleine Rampe. Eine unschuldige Rampe. Eine Rampe, die es geschafft hat, was Generationen von Politikern nicht geschafft haben: die Welle zurückzubringen.

Über Weihnachten!
Besinnlich!
Friedlich!
Nass!

Und dann – zack – weg.

Die Surfer sind entsetzt. Verständlich. Sie sprechen von einer „Kampfansage“. Ich sage: Das ist keine Kampfansage. Das ist eine feuchte Kriegserklärung.

Weihnachten, Bürokratie und Rufbereitschaft

Der Konflikt eskalierte ausgerechnet an Weihnachten. Während andere Plätzchen backen, mussten Münchner Surfer plötzlich lesen, dass sie:

  • alle Haftung übernehmen sollen

  • alle Kosten tragen sollen

  • permanent in Rufbereitschaft stehen sollen

  • und technische Nachweise auf dem Niveau von Brücken- oder Staudämmen liefern sollen

Freunde, wir reden hier nicht über den Bau eines Flughafens.
Wir reden über eine Welle.

Eine Welle braucht Wasser.
Vielleicht ein paar Steine.
Und Leute, die darauf surfen wollen.

Aber offenbar braucht sie in München auch:

  • Gutachten

  • Gegengutachten

  • Meta-Gutachten

  • und ein Formular in dreifacher Ausfertigung, das bestätigt, dass Wasser nass ist.

Die Welle ist weg – aber niemand weiß warum

Die Stadt sagt: Das Bachbett wurde gereinigt. Unrat entfernt. Sedimente weg. Sehr sauber. Sehr ordentlich. Und danach? Keine Welle mehr.

Warum? Weiß man nicht so genau.
Vielleicht hat die Welle sich beleidigt gefühlt.
Vielleicht ist sie nach Berlin gezogen.
Vielleicht braucht sie jetzt einen Antrag.

Seitdem wird diskutiert. Und diskutiert. Und diskutiert.
Ein wissenschaftlich begleiteter Versuch wurde gestartet. Abgestimmt. Genehmigt. Dann abgebrochen. Warum? Weil die Auflagen so hoch waren, dass selbst die Welle gesagt hat: „Nee, lass mal.“

Stadtleben? Nur mit Genehmigung

Die Surfer sagen inzwischen: Das ist politisch. Und wissen Sie was? Sie haben recht. Das ist politisch. Sehr politisch. Denn es geht nicht mehr nur um Wasser und Bretter. Es geht um die große Frage:

👉 Wie viel Stadtleben ist noch erlaubt?

Formal sagt die Verwaltung: „Wir verbieten nichts.“
Faktisch sagt sie: „Versucht es ruhig – ihr werdet scheitern.“

Das ist die eleganteste Form des Neins.
Ein Nein im Anzug.
Ein Nein mit Aktenzeichen.

Man schließt nichts aus – man macht es nur unmöglich.
Sehr bequem.
Sehr deutsch.
Sehr problematisch.

Demokratie auf dem Trockenen

Die Surfer nennen es „demokratisch problematisch“. Ich nenne es: Bürokratie auf Speed – nur ohne Spaß.

Denn wenn Stadtverwaltung nicht mehr über Projekte entscheidet, sondern darüber, ob Lebensgefühl genehmigungsfähig ist, dann wird’s kritisch. Dann ist nicht die Welle das Problem. Dann ist das Denken das Problem.

München war einmal rebellisch.
Jetzt ist es vorsichtig.
Sehr vorsichtig.
So vorsichtig, dass selbst Wasser erst geprüft wird, bevor es fließen darf.

 

Ich sage:
Eine Stadt, die Angst vor einer Welle hat, hat ein größeres Problem als nasse Füße.

Die Eisbachwelle ist kein Sicherheitsrisiko.
Sie ist ein Symbol.
Für Freiheit.
Für Kreativität.
Für das Recht, auch mal gegen den Strom zu surfen.

Und was macht München?
Es zieht den Stecker.
Baut die Rampe ab.
Und erklärt das zur Ordnung.

Aber keine Sorge:
Die Debatte ist nicht vorbei.
Sie wird jetzt politisch.
Sehr politisch.
Und sehr nass.

Denn Wasser findet immer einen Weg.
Auch durch Bürokratie.

Euer
Ronald Tramp