Die Unabhängigkeitserklärung liebt mich!

Grafik: Die Freiheit, sich zu blamieren

Ein Bericht direkt aus dem Oval Office über Trumps goldene Verfassung und seine verwechselbare Anwältin.


Manchmal, liebe Freunde der gepflegten Verfassungsverwirrung, schreibt die Realität Kolumnen, für die selbst Satiriker Applaus spenden müssen.
Harmeet Dhillon, Trumps Top-Anwältin, stellvertretende Justizministerin und offensichtlich auch passionierte Deko-Kennerin, hat sich mal wieder in patriotischer Liebe verheddert.

Auf X (früher bekannt als Twitter, bevor es an einen Mann mit Ego-Größe Texas’ verkauft wurde) postete sie stolz ein Foto:
Sie und ihr Chef – Hand in Hand, lächelnd, umgeben von Gold, Glanz und dem Duft frisch polierter Macht.
Darüber der Satz, der in die Geschichte eingehen wird wie die Rechtschreibprüfung bei George W. Bush:

„Ich liebe die Verfassung UND meinen Lieblingspräsidenten!“

So weit, so amerikanisch.
Nur dumm, dass das Dokument im Hintergrund nicht die Verfassung war – sondern die Unabhängigkeitserklärung von 1776.


Die Freiheit, sich zu blamieren

Innerhalb von Minuten stand das Internet in Flammen.
User spotteten:

„Vielleicht sollte jemand im Justizministerium den Unterschied kennen.“
Ein anderer schrieb:
„Das ist wie wenn man sein Hochzeitsfoto postet und merkt, dass man neben dem Trauzeugen steht.“

CNN-Veteran John Harwood konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen und wies höflich darauf hin, dass eine leitende Justizbeamtin schon wissen sollte, was sie da liebt.
Man stelle sich vor, Angela Merkel hätte mal stolz getwittert:

„Ich liebe das Grundgesetz!“ – und im Hintergrund hängt die IKEA-Montageanleitung für das Billy-Regal.


Das goldene Oval Office – Trumps persönliche Versailles-Filiale

Doch Moment – das ist noch nicht alles.
Denn laut „The Atlantic“ hat Donald Trump persönlich angeordnet, dass genau diese Unabhängigkeitserklärung an die Wand kommt.
Das Original? Liegt natürlich sicher im Nationalarchiv.
Aber Trump wollte eine Kopie – groß, glänzend, goldgerahmt – weil, Zitat aus meinem exklusiven (satirischen) Interview:

„Wenn die Gründerväter schon unabhängig waren, dann sicher auch von schlechten Innenarchitekten.“

Das Oval Office sieht inzwischen aus wie ein Crossover zwischen einem Las-Vegas-Casino und einem historischen Museum, das in Goldfarbe explodiert ist.
Adlerfiguren, Kaminmedaillons, goldene Vorhänge – alles, was glänzt, gehört ins Regierungsprogramm.
Der Putz bröckelt? Kein Problem, einfach mit Blattgold übertünchen – patriotisch und dekorativ!


Der Ballsaal der Eitelkeiten

Und als wäre das nicht genug, lässt Trump auch noch einen Ballsaal bauen.
8.400 Quadratmeter groß, glänzend vergoldet, Preis: 300 Millionen Dollar.
Ein Raum, in dem man vermutlich die gesamte republikanische Basis plus Fox-News-Redaktion gleichzeitig tanzen lassen könnte.
Bezahlt von „privaten Spendern“ – also vermutlich denselben Leuten, die glauben, dass Windows-Updates Teil einer globalen Verschwörung sind.

Trump selbst will ebenfalls „ein paar Millionen beisteuern“.
Oder, wie er es nennen würde: „Ich spende meine Aura. Das reicht.“


Die Anwältin der Herzen – und der Dokumentenverwechslung

Zurück zu Dhillon, der Dame, die Verfassung und Unabhängigkeit verwechselt hat.
Man muss fair bleiben: Beide sind alt, ehrwürdig und auf Papier gedruckt.
Aber wenn man für den Präsidenten arbeitet, der „History“ und „His Story“ für dasselbe Wort hält, ist das vielleicht kein Wunder.

Später versuchte Dhillon den Schaden zu begrenzen und schrieb, sie habe natürlich gewusst, dass es sich um die Unabhängigkeitserklärung handelt.
Ihr Tweet sei nur „patriotisch interpretiert“ gewesen.
Klar. Und ich, Ronald Tramp, nenne das: Juristische Gymnastik mit politischem Stretchfaktor.


Gold glänzt, aber Wissen wiegt schwerer

Was bleibt also von dieser Glanznummer?
Ein Anwältinnen-Herz, das vor Patriotismus glüht.
Ein Präsident, der Deko und Demokratie verwechselt.
Und ein Oval Office, das aussieht, als hätte Versailles ein Kind mit „Good Morning America“ gezeugt.

Ich, Ronald Tramp, sage dazu nur:

„Wenn man die Verfassung liebt, sollte man sie wenigstens mal gelesen haben – nicht nur rahmen lassen.“