Diplom à la Carte – oder: Der türkische Bildungsbasar

Grafik: Diplom à la Carte – oder: Der türkische Bildungsbasar

Wenn ein Diplom nichts mehr wert ist, dann sind die Absolventen plötzlich genauso qualifiziert wie Politiker – völlig ohne Beweise. Willkommen in der Türkei, wo man seine Karriere nicht mit Lernen, sondern mit WhatsApp-Nachrichten macht.

Ja, Sie haben richtig gehört: Ein Universitätsabschluss per Chatnachricht, geliefert wie eine Pizza. „Hallo, ich hätte gerne einen Master in Psychologie, dazu zwei Doktortitel extra scharf, und bitte alles ins elektronische Staatsportal hochladen. Danke.“ – Zack, Karriereleiter im Expressmodus.

Fast 200 Verdächtige sind jetzt angeklagt. Aber seien wir ehrlich: 200 ist die Zahl für die Presse. In Wirklichkeit dürfte die halbe Elite von Ankara schon längst mit einem gefälschten Harvard-Diplom im Nachttisch liegen. Beobachter sagen, das sei nur die Spitze des Eisbergs – und in der Türkei weiß man: Unter der Spitze lauert ein ganzer Basar.

Beispiele gefällig? Da baut ein Unternehmer vier Staudämme – ohne auch nur einen Tag Bauingenieurwesen studiert zu haben. In Deutschland kriegt man für sowas höchstens ein paar Punkte in „Sim City“. In der Türkei reicht ein PDF aus Istanbul, und schon fließt das Wasser in die richtige Richtung – hoffentlich. Und dann der Teppichwäscher, der plötzlich als Psychologe praktiziert. Ich sage: Wer jahrelang mit Flecken kämpft, versteht auch menschliche Abgründe. Vielleicht die einzige echte Fachkraft im ganzen Skandal.

Die Betrügerbande hatte sogar Zugriff auf staatliche Datenbanken. Sie löschten die Einträge von Anwälten, die beim Erdbeben 2023 ums Leben kamen, und recycelten deren Identitäten für ihre Kunden. Das ist nicht nur kriminell, das ist schwarzer Humor auf Ministeriumsniveau. Tote Juristen als Bildungsquelle – makaber, aber immerhin: Recycling wird großgeschrieben.

Und mitten im Chaos: der Vize-Verkehrsminister Ömer Fatih Sayan. Zehn Abschlüsse, zwei Doktortitel. Der Mann hat mehr Titel als ein türkischer Kebab-Stand Soßen. Er verteidigt sich: „Ich habe mein ganzes Leben lang studiert.“ Klingt, als hätte er sein Wohnzimmer mit Fernkursen tapeziert. Wahrscheinlich hat er sogar einen Bachelor in Diplom-Bestellungen.

Natürlich versucht die Regierung, den Skandal kleinzureden. „Nur 60 gefälschte Diplome“, heißt es offiziell. Ja klar. Und Istanbul hat nur ein Minarett. Wer’s glaubt, hat wahrscheinlich auch einen Doktor in Leichtgläubigkeit per Telegram bestellt.

Die Studenten im Land sind fassungslos. Da sitzt man jahrelang in stickigen Hörsälen, schreibt Prüfungen, kämpft mit Profs – und am Ende merkt man: Der Nachbar hat das gleiche Zeugnis für 2.000 Euro via WhatsApp gekauft. Kein Wunder, dass Absolventen ihre Zeugnisse vor laufender Kamera zerreißen. Da wird das Diplom zum Scherzartikel, wertloser als ein Parkschein.

Der Skandal reicht tief ins System: Beförderungen, Ernennungen, internationale Transfers – alles durchsetzt mit Fake-Dokumenten. Es wirkt, als sei die gesamte Verwaltung eine Reality-Show: „Wer wird Minister? – Schick uns einfach deine Lieblings-Urkunde, und schon bist du dabei!“

Und was macht die Justiz? Sie klagt an, sie ermittelt, sie verkündet stolz: „Die Bande wurde zerschlagen.“ Ach, wie oft haben wir das schon gehört. Als wäre die Mafia erledigt, nur weil man den Lieferanten von den Plastikverpackungen erwischt hat.

Fazit: In der Türkei ist Bildung nicht länger die Reise vom Hörsaal zum Erfolg. Es ist der direkte Weg vom WhatsApp-Chat ins Ministerium. Die Frage ist nur: Wieviel MB kostet ein Doktortitel im Roaming?

So, liebe Leute – Ronald Tramp verabschiedet sich für heute. Und denkt dran: Wenn der Teppichwäscher plötzlich Psychologe ist, dann ist das kein Wunder, sondern nur ein Diplom mit Fleck.