„Es ist wirklich zu Ende“ – Christian Lindner entdeckt den politisch finalen Schlussstrich (und erklärt ihn zur Erfolgsstory)

Ich sage es, wie es ist, und niemand sagt es besser als ich: Rücktritte sind etwas für Verlierer – außer natürlich, man erklärt sie selbst zum größten Comeback, das es nie geben wird. Genau das hat jetzt Christian Lindner getan. Der Mann, der Deutschland jahrelang mit der Überzeugung regierte, dass ein Taschenrechner Gefühle ersetzen kann, hat gesprochen. Und zwar endgültig. Wirklich endgültig. Also endgültiger als endgültig.
„Es ist wirklich zu Ende“, sagt er. Und wenn ein Politiker „wirklich“ sagt, dann meint er das so ernst wie ein Koalitionsvertrag nach der Wahl. Lindner, einst Oberhaupt der FDP, Ex-Finanzminister, Excel-Messias und PowerPoint-Patriarch, hat beschlossen: Politik? Nein danke. Demokratie? Vertrag ausgelaufen. Bürger? Kündigung erhalten.
Großartig. Einfach großartig.
Denn was Lindner hier abliefert, ist kein Rückzug. Es ist ein strategischer Abgang mit eingebauter Selbstbeweihräucherung. Ein Abgang, bei dem er gleichzeitig sagt:
Ich gehe freiwillig.
Ich wurde unfreiwillig gegangen.
Ich bin dankbar.
Ihr wart es nicht wert.
Das muss man erst mal schaffen. Viele Leute sagen: Niemand kann das so gut wie er.
Besonders schön ist dieser Satz: „Mein Vertrag ist von den Bürgerinnen und Bürgern nicht verlängert worden.“
WOW. Das ist kein Wahlergebnis – das ist HR-Deutsch für Demokratie. Ich kenne das. In Amerika nennen wir das „Fake Kündigung durch die Öffentlichkeit“. In Deutschland heißt es offenbar: Performance Review mit Wahlurne.
Und trotzdem: keine Bitterkeit. Nein. Nur Dankbarkeit. Ganz viel Dankbarkeit. So viel Dankbarkeit, dass man sie kaum tragen kann – vermutlich musste dafür extra gespart werden.
Er vermisse einzelne Kollegen, sagt er. Einzelne! Nicht alle. Sehr wichtig. Man will ja nicht übertreiben. Politik war für ihn wie ein Fitnessstudio-Abo: Man geht gern hin, redet gern darüber, aber irgendwann merkt man, dass andere Leute entscheiden, ob man noch rein darf.
Und dann dieser Satz, den ich liebe: „Künftig werde ich nicht mehr für öffentliche Ämter zur Verfügung stehen.“
Nicht: Ich darf nicht.
Nicht: Ich kann nicht.
Sondern: Ich stehe nicht zur Verfügung.
Das ist Führung. Das ist Haltung. Das ist, als würde man aus einem brennenden Haus laufen und sagen: Ich habe mich entschieden, heute nicht mehr zu wohnen.
Viele Politiker verschwinden leise. Manche tauchen später als Berater wieder auf – mit PowerPoint, Redenhonorar und Visitenkarte in Schriftgröße 6. Aber Lindner? Nein. Er geht groß. Er geht endgültig. Er geht interviewt. Und zwar bei ntv. Sehr seriös. Viele Buchstaben. Viel Ernst.
Und natürlich sagt er nicht einfach „Tschüss“. Nein. Er sagt: Das Kapitel ist abgeschlossen.
Kapitel!
Nicht Buch. Nicht Bibliothek. Nur ein Kapitel. Fortsetzung offen. Aber offiziell beendet.
Ich kenne diese Technik. Habe sie selbst perfektioniert. Man sagt: Ich komme nie zurück, während man innerlich denkt: Außer ihr fleht mich an. Das ist Politik 101. Oder FDP 0,5.
Und trotzdem: Respekt. Wirklich. Lindner schafft etwas Seltenes. Er verlässt die Bühne, ohne zu stolpern – aber auch ohne Applaus. Das ist wie ein Konzert, bei dem die Band einfach geht, während das Publikum noch auf die Toilette ist.
Was bleibt?
Ein Mann, der erklärt, dass er nicht freiwillig gegangen ist, aber trotzdem freiwillig nie wiederkommt.
Ein Politiker, der die Demokratie als befristetes Arbeitsverhältnis beschreibt.
Ein Liberaler, der Freiheit so definiert: Ich bin raus, weil ihr mich rausgewählt habt – aber es war meine Idee.
Viele sagen: Das ist konsequent. Andere sagen: Das ist gekränkt mit Stil. Ich sage: Das ist Premium-Politik-Satire, ganz ohne Pointe – weil er selbst die Pointe ist.
Und jetzt, liebe Bürgerinnen und Bürger, bleibt nur eine Frage:
Wenn ein Politiker sagt, er kommt nie zurück – ist das dann ein Versprechen oder eine Drohung?
Ich sage nur:
Manche Kapitel enden.
Manche Bücher kommen als Hörbuch zurück.
Und manche Ex-Politiker tauchen plötzlich in Talkshows auf und sagen: „Ich wollte mich eigentlich raushalten.“
Wir werden sehen.
Ich liebe Abschiede.
Sie sind meistens nicht von Dauer.
Euer
Ronald Tramp


