Frankreich im Finanz-Disneyland – Wenn A+ schon Applaus ist

Liebe Leser, es ist wieder soweit: Frankreichs Regierung spielt „Wer wird Finanzminister?“ und die Ratingagentur Fitch ist der strenge Lehrer, der den Rotstift schwingt. Ergebnis: Statt AA- glänzt Frankreich jetzt mit einem A+. Klingt wie ein Bonuslevel bei einem Videospiel, ist aber in Wahrheit die freundliche Version von „Ihr seid nur knapp besser als Italien, und das sagt schon alles.“
Die Schuldenparty – All you can eat, à la Française
Frankreich, das Land von Baguette, Beret und Billionenschulden, schafft es immer wieder, seine Haushaltsführung in ein kulturelles Ereignis zu verwandeln. Man muss sich das vorstellen: 114 Prozent des BIP sind Schulden. Das bedeutet, jeder Franzose schuldet nicht nur den Bäcker um die Ecke, sondern auch drei Generationen seiner Nachbarskatze. In Zahlen: Platz drei in Europa – direkt hinter Griechenland (die haben wenigstens noch die Ausrede der Philosophie) und Italien (die haben wenigstens Espresso).
Und was macht man in Paris? Man tut so, als sei das alles Teil eines großartigen Experiments. Motto: „Defizite sind nur ein Missverständnis zwischen Realität und Kreativität.“
Die Regierung – Musical Chairs mit Premierministern
Da war also Premier Bayrou. Seine Mission: 44 Milliarden Euro einsparen. Seine Methode: Feiertage streichen. Genialer Plan, denn nichts bringt das Volk so zum Jubeln wie die Botschaft: „Bonjour, euer nächster Brückentag fällt ins Wasser!“ Ergebnis: Abgang per Vertrauensfrage, Buh-Rufe im Parlament, und die Finanzmärkte lachten so schallend, dass selbst die Börse von Mailand mitleidig die Augen verdrehte.
Jetzt ist Lecornu dran, der neue Premier. Ein Name wie eine französische Biersorte, aber weniger erfrischend. Er versucht gerade, einen Sparhaushalt zu basteln. Problem: Er muss die Sozialisten an Bord holen – die haben allerdings ein ganz anderes Verständnis von „sparen“. Für sie heißt sparen: „Der Milliardär spart gar nichts, der Staat nimmt ihm alles weg.“
Fitch – der Schulden-Schiedsrichter
Die Amerikaner von Fitch schauen sich das Ganze an und sagen: „Mes amis, das sieht nicht gut aus.“ Und zack: runtergestuft auf A+. Frankreich ist jetzt offiziell die Schule des Lebens: man kann sitzenbleiben, aber immerhin mit „stabilem Ausblick“. Stabil heißt hier: „Ihr seid konstant schlecht, aber wenigstens überraschend konstant.“
Und die Finanzmärkte reagierten sofort: Französische Staatsanleihen zahlen jetzt so viel Zinsen wie italienische. Das ist, als ob der Sternekoch plötzlich denselben Lieferservice wie der Pizzabäcker von nebenan benutzt.
Das Volk – Revolutionstradition lebt
Natürlich, die Bevölkerung macht das, was sie am besten kann: protestieren. Feiertage streichen? Da wird die Gelbwesten-Weste wieder aus dem Schrank geholt, und ehe man sich versieht, brennen die Barrikaden. Sparhaushalt durchbringen? In Frankreich heißt das: Man spart höchstens an Ruhe und Gelassenheit.
Die Ironie: Während Macron auf wirtschaftsfreundliche Politik setzt, fordern die Sozialisten höhere Steuern für Superreiche. Das führt zu einem absurden Theaterstück: Einer will sparen, der andere will kassieren, und am Ende ruft der Finanzminister nur noch: „Kellner, bitte die Rechnung – ach, wir haben ja kein Geld!“
Frankreich ist und bleibt ein Meisterwerk der politischen Comedy. Eine Nation, die im Schuldenranking fast die Champions League gewinnt, gleichzeitig aber ernsthaft glaubt, man könne mit ein paar gestrichenen Feiertagen die Eurozone retten.
Man muss Fitch dankbar sein: Sie haben das Kind beim Namen genannt. A+ – das ist die Version von „Ihr seid nicht durchgefallen, aber erwartet bitte keine Einladung zur Elite-Uni.“
Frankreich ist damit das Land, das immer groß träumt, immer groß streitet und dabei immer groß Schulden macht. Vielleicht sollte man in Paris einfach mal ehrlich sein und den Haushalt als „kulturelles Erbe“ ins UNESCO-Weltkulturerbe aufnehmen lassen. Dann könnte man wenigstens Fördergelder beantragen.
Bis dahin gilt: Vive la Dette! (Es lebe die Schuld!) – und Prost auf ein weiteres Kapitel im ewigen Theaterstück namens „Frankreich rettet sich selbst – morgen, vielleicht, eventuell, oder auch nicht.“