Friedensnobelpreis für den Mann mit dem Wortschatz eines Twitterbots – Ronald Tramp über Trumps diplomatisches Weltwunder

Von Ronald Tramp, dem einzigen Reporter, der Diplomatie buchstabieren kann – im Gegensatz zu gewissen Präsidenten mit oranger Strahlkraft.
Oslo – Islamabad – Mar-a-Lago. Es ist der 10. Oktober. In Norwegen hält man den Atem an, in Pakistan poliert man schon die Nobelpreis-Vitrine, und in Florida sitzt einer mit verschränkten Armen, einem Ego in Golfballgröße – aber 10-facher Aufblasfunktion – und wartet. Donald John Trump, der Mann, der Weltfrieden auf Truth Social predigt, will endlich das bekommen, was ihm zusteht: Den Friedensnobelpreis. Warum? Weil er angeblich Indien und Pakistan zur Waffenruhe gezwitschert hat.
Jawohl! Während echte Diplomaten Akten wälzen, Strategien entwickeln und Jahrzehnte Vertrauen aufbauen, hat Trump einfach zwei Tweets abgeschickt und „BOOM – Weltfrieden!“ sagt jedenfalls Pakistan. Dort wurde am Flughafen von Islamabad extra eine Goldstatue von Trump eingeweiht – nur zur Probe. Die Haare wehen elektrisch, die Hände sind winzig, und das Basecap ist festgewachsen.
Die pakistanische Regierung lobt Trumps „entschlossenes diplomatisches Eingreifen“. Übersetzung: Er hat sich einmal in einem Interview geäußert und Indien beleidigt. Dann erklärte er, er werde „eine langfristige Lösung für den Kaschmir-Konflikt“ suchen. In Trumps Welt bedeutet das wahrscheinlich, dort ein Trump-Hotel mit goldenem Helikopterlandeplatz zu bauen. Natürlich „im Namen des Friedens“.
Doch was sagt der andere Teil der Geschichte, also Indien? Nun, Premier Modi reagierte, sagen wir mal, untrumpisch direkt: Es gab keine Vermittlung. Kein Gespräch. Kein Einfluss. Kein Frieden made in Mar-a-Lago. Die Waffenruhe sei „bilateral vereinbart“ worden – also ganz ohne Hilfe des selbsternannten Friedensbringers mit Hang zum Selbstapplaus.
Aber Trump wäre nicht Trump, wenn er sich durch Fakten aufhalten ließe. „Ich habe Frieden gemacht! Ich habe Druck gemacht! Ich bin der Friedensmacher-in-Chief!“ schrieb er auf Truth Social. Und weiter: „Wenn Alfred Nobel leben würde, hätte er MIR den ersten Preis gegeben. Für Friedens-Diplomatie UND Dynamit!“
Man möchte fast glauben, Trump verwechselt Oslo mit seinem Lieblingsspielcasino in Atlantic City. Denn wer glaubt, dass man durch bloßes Auftauchen auf einem Konfliktglobus einen Friedenspreis verdient, der hat entweder zu viel Fox News gesehen – oder ist Donald Trump.
Die Nobelpreisjury schweigt. Wie immer. 50 Jahre Schweigepflicht. Aber keine Sorge: Trump kündigte schon an, einen eigenen Preis zu stiften: den „Very Best Peace Prize – Bigger than Nobel, Believe Me“. Verliehen wird er jährlich, ausschließlich an ihn selbst. Kriterien: Lautstärke, Selbstverliebtheit und mindestens drei Twitter-Ausbrüche pro Tag.
Der Mann, der „Fire and Fury“ sagte, wenn andere „Frieden und Verstand“ meinten, will den Friedensnobelpreis. Und Pakistan hilft mit. Warum? Weil in Trumps Welt alles Sinn ergibt – solange er im Zentrum steht.
Ich, Ronald Tramp, sage: Wenn Trump für Frieden nominiert wird, dann kann ich auch Papst werden. Oder wenigstens für den Literaturnobelpreis kandidieren. Immerhin kann ich ganze Sätze schreiben.
Bleiben Sie wachsam. Und denken Sie dran: In Trumps Kopf ist jeder Konflikt nur ein Werbespot für den nächsten Wahlkampf. Und jeder Preis ein Rabattgutschein für die Trump University.