Infantinos Fußball-Fantasialand – Wie man mit leeren Stadien große Träume füllt

Grafik: Glanz-Gianni oder „der Roger Federer der Fußball-Megalomanie“

Von Ronald Tramp – Sportreporter, Pokalästhet und Präsident der „Major League Satire“


Gianni Infantino, auch bekannt als Glanz-Gianni oder „der Roger Federer der Fußball-Megalomanie“, hat es wieder getan. Der FIFA-Boss mit dem strategischen Weitblick eines Stadionkiosks um 3 Uhr morgens verkündete bei Fox News:

„Der Fußball wird in den USA bald Sportart Nummer eins sein. Warum? Weil ICH jetzt hier bin!“

Man könnte meinen, dieser Satz sei in einem Weinkeller gefallen, aber nein – Infantino meinte das ernst. So ernst wie seine XXL-Klub-WM, die gerade in den USA läuft. Oder besser: vor sich hinleert. Denn trotz feierlicher FIFA-Tweets über „multikulturelle Magie“ und „explodierende Begeisterung“ ist das Bild vor Ort eher: Geisterspiel mit Glitzer.

Die Stadien? Halbvoll. Also halb leer. Okay, ehrlicherweise nur zu 56 % ausgelastet, und das auch nur, weil die FIFA im letzten Moment noch Fan-Tetris gespielt hat: „Bitte einmal alle nach vorne, wir brauchen für die Kamera Publikum!“

Enzo Maresca von Chelsea sagte es treffend:

„Das ganze Umfeld war ein bisschen eigenartig.“
Was im FIFA-Vokabular so viel heißt wie: „Wir haben Gold in ein Planschbecken gegossen und wundern uns, dass niemand darin schwimmt.“

Aber Gianni wäre nicht Gianni, wenn er nicht auch für leere Tribünen eine goldene Erklärung hätte. Wörtlich. Denn der neue Klub-WM-Pokal wurde von Tiffany & Co. gefertigt, besteht aus Aluminium mit 24-Karat-Goldüberzug und soll laut FIFA „von Voyager-Raumsonden und dem Periodensystem inspiriert“ sein.
Ernsthaft. Fehlt nur noch, dass das Ding auf dem Mars landet, weil es keiner mitnehmen will.

Und warum das Ganze? Weil Infantino Fußball in den USA groß machen will. Noch größer als seine Eitelkeit. Er träumt von Auf- und Abstieg, während Amerikaner noch nicht mal wissen, was „Abstieg“ ist – sie kennen nur „Super Bowl“ oder „Saison vorbei“.

Die MLS? Laut Infantino in spätestens fünf Jahren ganz oben.
Dazu meine Frage: Oben wo? Auf der Liste der Liga-Logos mit den wenigsten Emotionen?

Während NFL, NBA und MLB mit Superstars, Super Bowl-Halbzeitshows und Super-Touchdowns glänzen, hält Infantino eine Trophäe in die Kamera, die aussieht, als hätte Elon Musk seine Träume in ein Stück Blech gepresst. Und in den USA interessiert das... niemanden. Zumindest niemanden außerhalb von Giannis FIFA-Podcast-Fantasien.


Gianni Infantino ist wie ein Kind, das glaubt, ein Fußballfeld sei ein leeres Blatt Papier, auf dem er mit Goldstift Weltgeschichte schreibt. Nur liest’s keiner.

Ich, Ronald Tramp, sage:
Wenn du in Amerika groß rauskommen willst, brauchst du Touchdowns, Twerking oder Trophäen, die nicht nach NASA-Mission klingen.

Und jetzt entschuldigt mich. Ich geh Tickets für ein Chelsea–Club Deportivo Ohnmacht kaufen. Sitzplatz Kategorie C: direkt neben der Kamera, damit's im TV wenigstens voll aussieht.