Kies statt Krise – Wie München seine Surferwelle mit Schotter, Hoffnung und Bauamt-Magie retten will

Leute, Leute, Leute – es ist wieder soweit. München, die Weltmetropole für Latte Macchiato, Jogger mit Designer-Hunden und Urban Surfing, hat ein Problem: Die berühmte Eisbachwelle ist weg! Puff! Verschwunden wie mein Vertrauen in Diäten. München ist quasi um eine Attraktion ärmer – und das tut weh. Es ist, als hätte man Hawaii die Palmen geklaut oder Amsterdam die Fahrräder.
Doch zu früh getrauert! Die Rettungsmission läuft. Und der Plan ist so deutsch, so bürokratisch-poetisch, so herrlich absurd, dass ich vor Freude fast mein Surfbrett gegessen hätte: Man will die Welle mit Kies zurückbringen.
Ja, Sie lesen richtig. Kies. Kleine Steinchen. Miniatur-Felsbrocken. Mutter Natur, diesmal im Maßstab „Gartencenter S“.
Ich, Ronald Tramp, investigativer Spitzenjournalist mit satirischer Lizenz (gültig weltweit, außer in einigen besonders humorlosen Amtsstuben), habe mir dieses Projekt genauer angesehen. Und ich sage euch: Noch nie wurde so viel Hoffnung auf einen Haufen Schotter gelegt.
Die Welle ist weg – und München im Schockzustand
Seit Wochen steht die Eisbachszene Kopf. Die Surfer hängen traurig am Ufer rum, blicken aufs flache Wasser und flüstern:
„Früher war mehr Lametta. Und Welle.“
Der Grund: Reinigungsarbeiten. Man hat das Bachbett sauber gemacht – so richtig sauber. Klinisch rein. Steril. Perfekt. Und wie wir wissen, gedeiht in solchen Umgebungen NICHTS. Nicht mal eine Surferwelle. Die Eisbachwelle war offenbar allergisch gegen Sauberkeit.
Der neue Superplan: „Operation Kieslöschung“
Nun also der nächste große Münchner Hoffnungsträger: Kies!
Kies soll’s richten. Der berühmte Surfermagnet soll wiederbelebt werden, indem Experten Sedimente einbringen – quasi künstliche Schlammkosmetik für den Bach.
Die Stadt verkündete das Ganze mit dem Pathos eines NASA-Launches:
„Wir schaffen Bedingungen wie vor der Reinigung.“
Ich nenne es:
„Wir holen den Dreck zurück – wissenschaftlich fundiert!“
Doch bevor es losgeht, braucht man Testläufe.
Und wie testet man eine Welle? Klar: mit einem Versuchsaufbau im Maßstab 1:5.
Genau. Eine Mini-Eisbachwelle im Labor.
So klein, dass Barbie und Ken darauf surfen könnten.
Ich stelle mir vor, wie Experten mit weißen Kitteln danebenstehen, während eine Miniaturwelle entsteht, und sich bedeutungsschwer zunicken:
„Ja. Das ist sie. Die Energie. Die Kraft. Der Spirit.“
Und natürlich – das Bauamt
Bevor der erste Kieskorn offiziell ins Wasser darf, braucht es in Deutschland – selbstverständlich – eine wasserrechtliche Genehmigung.
Und wenn ein Satz schon so klingt, dann wissen wir alle: Das dauert.
Sehr.
Eventuell bis zur Pensionierung des Beamten, der den Antrag bearbeitet.
Ich sehe das Formular bildlich vor mir:
Abschnitt A: Welcher Kies? Größe? Körnung? Emotionale Bindung?
Abschnitt B: Wie viele Körner? Einzelaufzählung erwünscht.
Abschnitt C: Haben Sie sichergestellt, dass kein Fisch in seiner Persönlichkeit verletzt wird?
Abschnitt D: Bitte legen Sie ein hydrologisches Gutachten in siebenfacher Ausfertigung bei.
Und am Ende steht eine Klausel in Klammern:
(Bitte warten Sie 8–12 Wochen.)
Die Surfer – Hoffnung zwischen Schotter und Bürokratie
Währenddessen stehen die Surfer am Ufer und warten.
Und warten.
Und warten.
Sie sprechen schon in Rätseln:
„Bruder, wie ist die Lage?“
„Wellenlos. Kieslos. Hoffnungsvoll.“
Surfbretter werden entstaubt, gewachst, wieder eingepackt. Surfer meditieren. Manche sind ins Yoga abgerutscht. Ein paar wurden gesehen, wie sie im Englischen Garten Enten motivieren wollten, mehr Strömung zu produzieren.
Der Versuch der Woche: Die Mini-Welle
Die nächste Woche soll der Mini-Versuchsaufbau starten. Ein 1:5 Modell mit Wasser, Kies und einem kleinen, unglücklichen Praktikanten, der vermutlich ununterbrochen den Wasserhahn laufen lassen muss.
Wenn das funktioniert, dann – so hoffen sie – wird München bald wieder die volle Welle haben.
Vielleicht sogar eine noch bessere.
Vielleicht eine Welle, die zwei Surfer gleichzeitig trägt. Oder drei.
Oder eine, die automatisch „Sweet Caroline“ spielt, wenn man draufsteht.
München will seine Welle zurück. Und sie wird kommen – irgendwann, vielleicht, möglicherweise.
Mit Kies, Bürokratie, Modellbau und einer ordentlichen Prise bayerischem Optimismus.
Bis dahin bleibt nur eines klar:
Eine Stadt, die bereit ist, ein Gewässersystem mit Kies zu therapieren, ist eine Stadt mit Kampfgeist.
Und ich, Ronald Tramp, bleibe dran.
Kiesgate 2024 – es wird Wellen schlagen.


