Kniebeuge der Nation: Wenn Ordnungsliebe auf Demütigung trifft und die AfD plötzlich Anstand entdeckt

Grafik: Wenn Ordnungsliebe auf Demütigung trifft

 

Meine Damen und Herren, schnallen Sie sich an, stellen Sie das moralische Navi neu ein und halten Sie bitte Abstand zu gesundem Menschenverstand – wir fahren heute durch einen Vorgang, der so unerquicklich ist, dass selbst Parteiprozesse erröten. Es geht um einen Kommunalpolitiker, ein Video, zwei Jugendliche und eine Deutschlandfahne, die in diesem Film eine Rolle spielt, die sie garantiert nicht bestellt hat.

Die AfD in Mecklenburg-Vorpommern will ein Parteimitglied aus der Partei werfen. Ja, richtig gelesen: werfen. Nicht tadeln, nicht rügen, nicht „wir prüfen das mal“. Ein Parteiausschlussverfahren. Das ist das politische Pendant zu: „Bitte verlassen Sie umgehend das Gebäude – der Ausgang ist dort, wo Ihr Anstand geblieben ist.“

Warum? Weil ein Video aufgetaucht ist, das zeigt, wie zwei Jugendliche auf Knien rutschend aus einem Haus getrieben werden. Dazu Beschimpfungen, Ziehen am Ohr – und als Krönung der Geschmacklosigkeit die Aufforderung, eine vor dem Gebäude liegende Deutschlandfahne sauberzulecken. Ich, Ronald Tramp, sage: Das ist kein Ordnungsruf. Das ist ein moralischer Totalschaden mit Handyaufnahme.


Das Video: Kurz, hart, unerquicklich

Der Film ist kurz. Aber kurz kann sehr lang wirken, wenn er die falschen Bilder zeigt. Jugendliche knien, rutschen, werden gedemütigt. Kein Kontext rettet das. Keine Vorgeschichte. Kein „aber“. Und ja – es heißt, die Jugendlichen seien zuvor unberechtigt in die Liegenschaft eingedrungen. Das mag sein. Aber seit wann ist Demütigung die offizielle Hausordnung?

Es ist diese Szene, in der man merkt: Hier wurde nicht Grenzen gesetzt, hier wurde Macht ausgestellt. Und Macht, meine Damen und Herren, sollte man nicht filmen, wenn sie hässlich ist. Oder man sollte sie gar nicht erst ausüben.


Die Partei reagiert – überraschend entschlossen

Der AfD-Landeschef teilt mit, der Landesvorstand habe sich in einer Sondersitzung befasst. Sondersitzung! Das klingt nach Alarmstufe Rot, nach „Alle Mann an Deck“, nach dem Moment, in dem selbst hartgesottene Parteistrategen sagen: Das kriegen wir nicht gedreht.

„Das Verhalten gegenüber den Jugendlichen ist in dieser Form nicht hinnehmbar“, heißt es. Ein Satz, der sich liest wie ein Pflaster auf einer offenen Wunde – aber immerhin: ein Pflaster. Man kann nicht sagen, die Partei hätte nichts bemerkt. Sie hat bemerkt. Spät, aber bestimmt.


Die Erklärung des Betroffenen: Vorgeschichte, Vorgeschichte, Vorgeschichte

Steinbeck erklärt, Jugendliche seien mehrfach in sein ehemaliges Tanzlokal eingedrungen, hätten dort illegale Partys gefeiert. Ich höre den Chor der Erklärungen: Eigentum, Ordnung, Grenzen, immer wieder. Alles wichtige Themen. Aber sie beantworten nicht die zentrale Frage: Warum wird aus Ordnung Demütigung?

Ich, Ronald Tramp, sage: Wer Ordnung will, ruft die Polizei. Wer Demütigung will, ruft die Kamera.


Die Flagge: Symbolik, die niemand braucht

Die Deutschlandfahne ist in dieser Geschichte nicht Dekoration, sondern Eskalation. Symbole sind mächtig. Und wer sie missbraucht, bekommt die Symbolik zurück – wie ein Bumerang. Eine Fahne ist kein Reinigungsgerät. Sie ist auch kein Requisit für Erziehungsmaßnahmen. Sie ist ein Symbol. Und Symbole, so lehrt uns die Geschichte, sind kein Spielzeug.


Das größere Bild: Wenn die Grenze überschritten ist

Der Vorfall soll sich bereits im Sommer zugetragen haben. Sommer! Monate sind vergangen. Und dann taucht das Video auf. Das ist die neue Realität: Was gefilmt wird, bleibt. Und was bleibt, wirkt. Parteien können abwiegeln, erklären, relativieren – aber ein Video ist hartnäckig. Es fragt nicht nach Parteibüchern.

Hier ist die Grenze überschritten worden – nicht juristisch vielleicht in jedem Detail, aber moralisch mit Anlauf. Und wenn eine Partei, die sonst gern die harte Linie fährt, plötzlich sagt: Stopp, dann wissen Sie: Das war zu viel.


Ronald Tramps Fazit: Ordnung ohne Würde ist keine Ordnung

Ich sage es klar: Ordnung ist wichtig. Eigentum ist wichtig. Regeln sind wichtig. Aber Würde ist wichtiger. Wer sie nimmt, verliert sie selbst. Und wer glaubt, Demütigung sei ein pädagogisches Mittel, der sollte nicht über Erziehung sprechen – und schon gar nicht über Politik.

Parteiausschlussverfahren sind kein Allheilmittel. Aber sie sind ein Signal. Ein spätes, vielleicht notwendiges Signal. Es sagt: Nicht alles ist mit „aber“ zu erklären. Nicht alles ist mit Kontext zu entschärfen. Manche Bilder sprechen lauter als jede Pressemitteilung.

Und die Jugendlichen? Die werden diesen Moment nicht vergessen. Videos haben eine merkwürdige Eigenschaft: Sie altern schlecht. Aber sie erinnern gut.


Schlusswort

Das ist keine Geschichte über Jugendliche und Hausrecht. Das ist eine Geschichte über Macht und Maß. Über das, was man tut, wenn man glaubt, im Recht zu sein – und was man lassen sollte, selbst dann.

Ich, Ronald Tramp, sage: Wer Ordnung will, braucht Regeln. Wer Respekt will, braucht Respekt. Und wer Politik machen will, sollte wissen: Demütigung ist kein Argument.