Landgraf im Logo-Labyrinth

Die Uni Marburg erfindet sich neu – für schlappe 190.000 Euro und einen Shitstorm Deluxe
Von Ronald Tramp, Design-Kritiker mit Diplom in gesundem Menschenverstand und einer Vorliebe für Logos, die keine Budgetexplosionen verursachen.
Marburg, Hessen. Eine der ältesten Universitäten Deutschlands – gegründet 1527, als man noch mit Gänsekiel promovierte und „KI“ für „Kaiserliche Ignoranz“ stand – hat sich etwas ganz Modernes gegönnt:
* Ein neues Logo.
* Für 40.000 Euro Designkosten.
* Plus 150.000 Euro für PowerPoint-Vorlagen und Briefpapier.
Oder wie man im öffentlichen Dienst sagt: Schnäppchenalarm!
Philipp I. – der erste Influencer mit Rauschebart
Das neue Logo zeigt ihn: Landgraf Philipp den Großmütigen.
Ein Mann, der vor 500 Jahren Reformen wagte, sich mit Martin Luther zoffte und – Zitat Wikipedia – „ein Faible für Bildung hatte“.
Heute hätte er wahrscheinlich einen Instagram-Kanal mit Bibel-Reels und einem Rabattcode für Tinte.
Und jetzt?
Jetzt wird er von einem minimalistischen Strichmännchen in 3D-Perspektive repräsentiert, das aussieht, als hätte ChatGPT nach fünf Bier ein Piktogramm für „Renaissance-Mensch mit Haltungsschaden“ generiert.
Ein Logo zum Niederknien – vor Lachen
Laut Uni:
„Ein modernes Design für einen konsistenten und einheitlichen Markenauftritt.“
Laut Internet:
„Wurde das bei Fiverr bestellt – mit dem Paket ‘Kreativ aber hässlich’?“
Laut Ronald Tramp:
„Das ist kein Logo. Das ist der Beweis, dass PowerPoint-Präsentationen tödlicher sind als jede Atomwaffe, wenn man ihnen 150.000 Euro gibt.“
Was hätte man mit 190.000 Euro noch machen können?
19.000 Kantinenessen à 10 € (inkl. labbrigem Schnitzel und Apfelsaftschorle)
3.000 Design-Workshops mit echten Studierenden, die auch wirklich Design studieren
950 Stipendien für Menschen, die nicht wissen, wie man ein Logo überteuert ruinieren kann
Einen funktionierenden WLAN-Router in jedem Hörsaal (okay, das ist utopisch, wir reden von einer deutschen Uni)
Die Petition: „Bitte löschen Sie dieses Logo – und sich selbst“
Mehr als 3.000 Unterschriften gegen das Design. Und das in Zeiten, in denen Leute lieber unterschreiben, dass sie keine Cookies akzeptieren.
Ein Nutzer schreibt:
„Das neue Logo sieht aus wie Philipp, nachdem er 467 Jahre durch ein Faxgerät gezogen wurde.“
Ein anderer:
„Wenn das Branding ist, will ich ent-branded werden.“
Markenführung? Eher MarkenVERLETZUNG
Liebe Uni Marburg:
Ich verstehe, man will modern wirken. Aber Modernität heißt nicht, dass man mit der Ästhetik von Verkehrsschildern für Wildwechsel wirbt.
Warum nicht einfach ehrlich sein?
„Wir hatten zu viel Geld. Und zu wenig Kontrolle.“
Oder:
„Wir wollten einfach mal wissen, wie sich Stuttgart 21 in der Designwelt anfühlt.“
Ich empfehle: Für das nächste Logo einfach mich fragen.
Ich mach’s für 199.000.
Inklusive goldenem Toupet auf dem Wappen.
Ronald Tramp – Ästhetisch wie ein PowerPoint-Massaker, aber mit Meinung.