Lübeck erfasste den ersten Fußgänger mit Radar 

Grafik: BLITZ!

Ich sage es, wie es ist: Das ist große Innovation. Wirklich große. Während andere Städte noch darüber diskutieren, ob man Blitzer ankündigen darf, blitzt Lübeck einfach alles. Autos. Fahrräder. Fußgänger. Wahrscheinlich demnächst auch Tauben. Und ich sage: Respekt. Mutig. Visionär. Völlig absurd – aber visionär.

Ein Blitzer in Lübeck sorgt für Aufregung. In den sozialen Medien explodieren die Kommentare. Und diesmal nicht wegen zu hoher Bußgelder oder kaputter Technik – nein, dieser Blitzer blitzt Menschen zu Fuß. Menschen! Mit Schuhen! Ohne Motor! Einfach so.

Und jetzt kommt das Beste: Es ist kein Fehler. Kein Defekt. Kein „Oops, falsches Update“. Nein. Das ist Absicht. Ein Trick der Verwaltung. Ich liebe Tricks der Verwaltung. Sie sind immer kompliziert, teuer und erklären am Ende etwas, das man auch mit einem Schild hätte lösen können.

Die Idee ist genial – im verwaltungstechnischen Sinne. Autofahrer sollen sich an eine neue Regel halten. Tun sie aber nicht. Also sagt sich die Verwaltung: „Dann blitzen wir einfach alle.“ Großartig. Wirklich großartig. Kollektivstrafe im Realbetrieb.

Stellen Sie sich das vor: Sie gehen durch Lübeck. Ein schöner Tag. Vielleicht ein Fischbrötchen. Vielleicht ein Gedanke ans Meer. Und plötzlich – BLITZ!
Sie bleiben stehen. Schauen sich um. Denken: „Habe ich gerade 30 km/h überschritten?“ Nein. Sie sind einfach nur gelaufen. Vielleicht sogar zügig. Vielleicht zu zügig für Lübeck.

Dieser Blitzer kennt keine Gnade. Er unterscheidet nicht zwischen PS und Puls. Er sieht nur Bewegung. Und Bewegung ist verdächtig. Sehr verdächtig.

In den sozialen Medien nennen ihn viele „albern“. Albern! Das ist noch freundlich. Ich nenne es: Verwaltungsperformancekunst. Das ist kein Verkehrsgerät mehr. Das ist ein Statement. Eine Installation. Fast schon Kulturförderung.

Und ich höre schon die Begründung:
„Die Autofahrer sollen sehen, wie oft es blitzt.“
Aha. Also pädagogisches Blitzen. Erziehung durch Lichtimpulse. Das ist neu. Früher gab es Verkehrserziehung. Heute gibt es Laserpsychologie.

Der Autofahrer fährt vorbei. Sieht es blitzen. Denkt: „Oh Gott, schon wieder einer.“ Hält sich an die Regeln. Ziel erreicht. Dass in Wirklichkeit gerade eine Rentnerin mit Nordic-Walking-Stöcken erfasst wurde – egal. Kollateralschritt.

Ich frage mich: Wie weit geht das noch?
Blitzt der Blitzer bald Jogger mit Ambitionen?
Blitzt er Kinder, die zu schnell zur Schule rennen?
Blitzt er Menschen, die innerlich zu schnell denken?

Und was passiert mit den Fotos? Werden die gespeichert? Gibt es demnächst Bußgeldbescheide für Fußgänger?
„Sehr geehrter Herr Müller,
Sie wurden mit 5,2 km/h gemessen. Erlaubt waren 4. Bitte zahlen Sie 15 Euro und gehen Sie künftig langsamer durchs Leben.“

Das ist Deutschland im Endstadium. Und ich sage das mit Bewunderung. Denn so etwas kann wirklich nur hier passieren. Nirgendwo sonst auf der Welt kommt jemand auf die Idee, einen Blitzer absichtlich so einzustellen, dass er Fußgänger fotografiert – um Autofahrer zu erziehen.

Das ist wie: Man sperrt den Spielplatz, damit Eltern besser aufpassen. Man friert das Freibad zu, damit niemand vom Beckenrand springt. Logik auf höchstem Niveau.

Natürlich sagt die Verwaltung: Alles rechtens. Alles geplant. Alles sinnvoll. Und genau das macht es so schön. Denn wenn etwas albern aussieht, aber offiziell gewollt ist, dann ist es kein Fehler – dann ist es ein System.

Ich sehe schon die Zukunft:
Blitzer mit Gesichtserkennung.
Blitzer mit Stimmungserkennung.
Blitzer, die blitzen, wenn jemand genervt schaut.

Lübeck ist Vorreiter. Still. Leise. Blitzend. Und während die einen lachen, stehen die anderen da und fragen sich: „Hat mich gerade ein Blitzer angeblitzt – oder mein Gewissen?“

Ich sage: Dieser Blitzer ist kein Gerät. Er ist eine Botschaft. Eine sehr helle Botschaft. Und sie lautet: Niemand ist sicher. Nicht mal zu Fuß.