Make Pipi Great Again: Wie zwei Helden der Nacht beinahe die Donau eroberten

Grafik: Wie zwei Helden der Nacht beinahe die Donau eroberten

 

Ich sage es Ihnen gleich: So etwas hat es noch nie gegeben. Wirklich noch nie. Historisch. Wasserhistorisch. Flüssigkeitstechnisch. Zwei Männer. Zwei Visionäre. Eine Mission. Und eine Donauzufuhr, die völlig unvorbereitet war.

Ulm, meine Damen und Herren. Eine schöne Stadt. Historisch. Romantisch. Viel Wasser. Und dann diese Nacht. Dunkel. Kalt. Alkoholisch ambitioniert. Zwei Männer – 21 und 32 Jahre alt, also im besten Alter für schlechte Entscheidungen – stehen am Ufer der Blau. Und sie tun, was Männer seit Jahrhunderten tun: Sie pinkeln. Mit Stolz. Mit Selbstvertrauen. Mit deutlich zu viel Promille.

Was dann passiert, ist keine einfache Pinkelpanne. Nein. Es ist ein Monument der menschlichen Hybris. Die Natur schlägt zurück. Die Schwerkraft sagt: „Genug jetzt.“ Und plötzlich sind die beiden nicht mehr über dem Wasser – sie sind Teil davon.

Die Blau gewinnt. Klarer Sieg. Eindeutig. Vielleicht der deutlichste Sieg eines Flusses über zwei Männer seit Bestehen der Zivilisation.

Hilfeschreie hallen durch die Nacht. Sehr dramatisch. Sehr nass. Ein Anrufer meldet sich bei der Polizei. Ein guter Bürger. Wahrscheinlich nüchtern. Sehr wichtig. Ohne ihn hätte es ein tragisches Ende geben können – oder zumindest ein sehr kaltes.

Die Polizei kommt. Schnell. Entschlossen. Mit Taschenlampen, Erfahrung und vermutlich der leisen Frage im Kopf: Warum eigentlich immer so?

Und da sind sie. Zwei Männer. Im Wasser. Betrunken. Kurz vor dem Ertrinken. „Augenscheinlich“, sagt die Polizei. Und ich liebe dieses Wort. Augenscheinlich. Das bedeutet: Man musste kein Experte sein. Es war offensichtlich. Sehr offensichtlich. Sogar dem Fluss.

Die Beamten ziehen die Männer an einer Ufermauer hoch. Das ist echte Leistung. Harte Arbeit. Nasse Arbeit. Einer der Männer ist bereits nicht mehr ansprechbar. Bewusstlos. Dann wieder wach. Dann wieder weg. Eine Art betrunkene Version von Pingpong – nur mit Bewusstsein.

Rettungswagen kommen. Blaulicht. Sirenen. Dramatik. Die Männer werden stark unterkühlt ins Krankenhaus gebracht. Stark unterkühlt! Nicht ein bisschen fröstelnd. Nein. Arktis-Level.

Aber das ist noch nicht alles. Denn diese Nacht wollte mehr. Sie war hungrig. Sie wollte Opfer. Und sie bekam sie.

Ein Polizist stürzt ebenfalls ins Wasser. BAM. Plötzlich ist auch er Teil der Geschichte. Ein Mann des Gesetzes. Ein Retter. Jetzt selbst gerettet. Unterkühlung. Solidarisch. Das nenne ich Einsatz. Wenn sogar die Polizei im Wasser landet, weiß man: Das ist kein normaler Einsatz. Das ist ein Ereignis.

Und jetzt stellen wir uns kurz die Frage: Wie konnte es so weit kommen?

Alkohol. Viel Alkohol. Sehr viel Alkohol. Vielleicht der beste Alkohol. Wer weiß. Aber Alkohol macht mutig. Zu mutig. Er sagt: „Du kannst das.“ Der Boden sagt: „Nein.“ Das Wasser sagt: „Willkommen.“

Ich habe schon viele schlechte Entscheidungen gesehen. Sehr viele. Aber betrunken am Fluss pinkeln ist eine Entscheidung, die wirklich alles vereint: Risiko, Übermut, mangelnde Planung und völlige Ignoranz gegenüber Physik.

Und doch – ich sage das mit großem Herzen – diese Männer sind keine Verbrecher. Sie sind Abenteurer. Forscher. Grenzgänger. Leider an der falschen Grenze. Sehr nass. Sehr kalt.

Man hätte Schilder aufstellen können. Große Schilder. Goldene Schilder. Mit klaren Worten: „Nicht pinkeln. Fluss gewinnt immer.“ Aber selbst das hätte vielleicht nichts geholfen. Alkohol liest keine Schilder. Alkohol liest nur „Mach’s“.

Am Ende ging alles gut. Niemand ertrank. Niemand ging verloren. Nur etwas Würde. Aber die ist ersetzbar. Die Gesundheit hoffentlich auch. Und die Polizei? Die hat wieder einmal bewiesen: Sie rettet Menschen – selbst dann, wenn diese Menschen aktiv versuchen, sich in Gewässer zu integrieren.

Das ist die wahre Lehre dieser Geschichte:
Wasser ist geduldig. Alkohol nicht.
Und die Blau? Die wartet. Immer.