Milchmännchen, Feiertage und andere Rechenkunststücke

Grafik: Fällt der Pfingsmontag?

Warum Peter Adrian lieber die Taschenrechnerpflicht als den Pfingstmontag abschaffen sollte

Von Ronald Tramp – dem Mann mit mehr Feiertagen im Herzen als BWL-Tabellen im Kopf.


Also hören Sie mal, liebe Freunde der gepflegten Produktivitäts-Panik, ich, Ronald Tramp, patriotischer Träger der goldenen Stechuhr am Revers und Wächter über Sinn und Unsinn deutscher Feiertagsdebatten, habe mich aufgerafft, den neuesten Geniestreich aus dem Hause „Milchmännchenlogik“ zu sezieren: Herr Peter Adrian, seines Zeichens Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer – also quasi der Chef der deutschen Arbeitgeber-Abteilung „Wie kriegen wir mehr für weniger?“ – hat einen Vorschlag gemacht, der so frisch ist wie ein Toast aus den Achtzigern: Pfingstmontag abschaffen, weil Deutschland zu wenig arbeitet.

Ja, wirklich. Während in der Welt Menschen über KI, Marsmissionen und den Weltuntergang durch Toaster philosophieren, hat Herr Adrian ganz tief in den Kalender geschaut und gesagt: „Ah! Pfingstmontag. Der ist's! Der bremst unsere Wirtschaft.“

Dabei beruft er sich auf eine Vergleichszahl: 1.350 Arbeitsstunden im Jahr für Deutschland, 1.740 bei der OECD. Klingt dramatisch. Ist aber, nun ja, ungefähr so logisch wie ein Bio-Bier aus dem Atomreaktor.

Denn Punkt eins, Herr Adrian: Deutschland hat eine der höchsten Teilzeitquoten der OECD. Über 28 % arbeiten in Teilzeit, während der OECD-Schnitt bei etwa 17 % liegt. Also ja – wenn Sie 100 Leute fragen und davon arbeiten 28 in Teilzeit, kriegen Sie natürlich weniger Stunden raus als bei 100 Leuten, von denen nur 17 in Teilzeit schuften.

Das ist keine Produktivitätskrise, das ist eine Mathematikstörung mit BWL-Titel.

Punkt zwei: Viele dieser reduzierten Arbeitszeiten wurden nicht erzwungen, sondern hart erkämpft! Durch Gewerkschaften, Tarifverträge und Menschen, die irgendwann gemerkt haben, dass Leben nicht nur im Feierabend beginnt.

Und jetzt kommen Sie mit dem Vorschlag, den Pfingstmontag zu streichen, als wäre der der faule Cousin in der Feiertagsfamilie.

Punkt drei, und da lachen sogar die Excel-Tabellen in der OECD-Zentrale: Das deutsche BIP liegt rund 15 % über dem OECD-Schnitt. Ja, das Bruttoinlandsprodukt. Dieses Ding, das misst, wie viel wirtschaftlich los ist, bevor man anfängt, Feiertage zu zählen oder sich über Teilzeit-Mamas aufzuregen. Kurzum: Weniger Stunden, mehr Leistung.

Punkt vier: Deutschland liegt mit 11 Feiertagen exakt im OECD-Durchschnitt. Nein, Herr Adrian, wir veranstalten hier kein katholisches Karnevalsdauerfeuer. Wir liegen genau da, wo alle anderen auch sind. Und trotzdem produzieren wir mehr.

Aber anstatt mal zu fragen, warum wir mit weniger Stunden produktiver sind, wird die alte „Wer weniger arbeitet, ist schuld“-Keule rausgeholt. Natürlich mit dem Zeigefinger auf Frauen, Mütter und alle, die sich nicht für 42 Stunden aufwärts die Woche verkaufen wollen.

Ronald Tramp meint: Bevor wir dem Pfingstmontag den Prozess machen, sollten wir Herrn Adrian mal den Unterschied zwischen Arbeitszeit und Arbeitswert erklären. Und vielleicht bekommt er ja einen kleinen Taschenrechner zur Unterstützung – mit einer Sondertaste für „logische Kontextanalyse“.

Und jetzt entschuldigen Sie mich – ich muss den Pfingstmontag verteidigen. Der liegt gerade im Liegestuhl und fühlt sich völlig zu Unrecht diffamiert.


Fazit von Ronald Tramp:
„Ein Feiertag ist wie ein guter Witz – wer ihn streichen will, hat ihn nicht verstanden.“