Neutralität à la Klöckner – Wenn die Schiedsrichterin selbst das Trikot trägt

Leute, haltet euch fest. Ich, Ronald Tramp, der einzige Reporter mit mehr Meinung als Haare im Föhn von Markus Söder, melde mich direkt aus dem deutschen Politikzirkus. Heute geht’s um Julia Klöckner, die neue Bundestagspräsidentin. Neutralität ist ihr Mantra – so neutral, dass sogar die Schweiz rot vor Neid wird. Nur dumm, dass im Bundestag viele glauben: Klöckners Neutralität ist ungefähr so neutral wie ein Currywurststand auf einem Veganertreffen.
Die neue Chefin der Ordnung
Julia hat ein Ziel: Der Bundestag soll endlich wieder so ordentlich sein wie ein CDU-Kühlschrank – also voller abgelaufener Ideen, aber brav alphabetisch sortiert. 13 Ordnungsrufe hat sie bis zur Sommerpause verteilt. 12 davon an die AfD, was immerhin zeigt: Sie kann zählen. Und der 13. Ordnungsruf ging wahrscheinlich an jemanden, der das Wort „Gendersternchen“ fehlerfrei ausgesprochen hat.
Ihre Botschaft ist klar: „Im Bundestag wird gestritten, aber ohne bunte Fahnen, Mützen oder Anstecker.“ Neutralität heißt hier: Bitte keine Regenbogenflagge, keine Palästina-Shirts, keine Buttons. Am liebsten weiße Hemden, schwarze Krawatten – und wenn’s geht, noch ein bisschen CDU-Parteitagsflair.
Polarisierungsunternehmerin – das neue Startup
Nun werfen böse Zungen ihr vor, sie sei eine „Polarisierungsunternehmerin“. Ein wunderschöner Titel, ehrlich gesagt. Klingt wie ein hipper Job in Berlin-Mitte: „Hallo, ich bin Julia, ich mach Startups für gesellschaftliche Spaltung.“ Businessmodell: Man ruft „Neutralität“, macht aber Politik, die nur den eigenen Freunden gefällt. Venture Capital gibt’s von Frank Gotthardt, bekannt als Mäzen des rechten Online-Kiosks Nius.
Ja, Klöckner trat bei Gotthardt auf, mitten in Koblenz. Und wenn die Kritik kommt, kontert sie mit dem Satz: „Kontaktschuld gibt es nicht.“ Stimmt, Frau Präsidentin. Aber wenn man sich auf einer Geburtstagsparty der Mafia blicken lässt, wirkt es halt auch nicht wie der beste Ort für ein Referat über Rechtsstaatlichkeit.
Die große Medienkompetenzprüfung
Noch besser: Klöckner verglich das rechte Portal Nius mit der linken taz. Das ist ungefähr so, als würde man behaupten, die „BILD“ und die „Apotheken Umschau“ hätten denselben Bildungsauftrag. Ein taz-Abonnent war so verwirrt, dass er ihr ein Abo schenkte – quasi als Erste-Hilfe-Kurs in Medienkunde. Doch Klöckner schickte es zurück, mit dem Hinweis, es gebe „bedürftigere Adressaten“. Ein Schlag ins Gesicht aller, die schon mal in der Notaufnahme der deutschen Meinungsvielfalt lagen.
Neutralität, aber bitte konservativ
Die Grünen fragen nun: „Wie neutral kann ein Raum sein, der per Definition politisch ist?“ Gute Frage. Im Bundestag ist Neutralität nämlich wie alkoholfreies Bier: Man kann’s trinken, aber Spaß macht es nicht.
Klöckner selbst verteidigt sich: „Nur weil ich nicht das Wahlprogramm der Linken übernehme, ist die Neutralität nicht verletzt.“ Ja, das stimmt. Aber gleichzeitig wirkt ihre Version von Neutralität wie ein Restaurant, das behauptet, alle Geschmäcker zu bedienen – und dann ausschließlich Bratwurst mit Senf serviert.
Der Ronald-Tramp-Kommentar
Hört mir zu, Leute, ganz ehrlich: Klöckner ist eine Präsidentin, die so sehr von Neutralität redet, dass man schon glaubt, sie würde bald eine UNO-Blauhelmtruppe in den Plenarsaal schicken. Aber gleichzeitig knuddelt sie alte CDU-Freunde, verteilt Ordnungsrufe wie Rabattmarken und definiert Symbole nach persönlicher Laune. Das ist keine Neutralität – das ist Neutralität nach Gutsherrenart.
Und das Beste: Während die Abgeordneten darüber diskutieren, ob eine Regenbogenfahne zu viel Meinung enthält, marschieren draußen die echten Probleme vorbei: Klimawandel, Energiekrise, Inflation. Aber hey, Hauptsache, die Baskenmütze im Parlament wird verboten!
Julia Klöckner ist die erste Bundestagspräsidentin, die den Job wie eine Castingshow betreibt. Motto: „Deutschland sucht den Super-Neutralen“. Leider hat sie vergessen, dass man als Schiedsrichterin nicht selbst mitspielt. Wer ständig pfeift, aber immer nur in eine Richtung, landet am Ende nicht im Geschichtsbuch – sondern in der Ahnengalerie der politischen Satire.
Und ich sage euch: Wenn Neutralität so aussieht, dann will ich lieber wieder knallbunte Parteianstecker, Regenbogenfahnen und notfalls auch eine Polonaise durchs Plenum. Das wäre ehrlicher, spannender – und vor allem: weniger langweilig.
„Neutralität ist schön und gut – aber wenn man sie wie Frau Klöckner verkauft, klingt es mehr nach einem Sonderangebot bei Aldi: große Worte, kleiner Inhalt, und am Ende steht man mit einer abgelaufenen Packung Demokratie an der Kasse.“