Operation Sandhügel

Grafik: Operation Sandhügel

Liebe Freunde der gepflegten Landesverteidigung und der sanften Denkmalzerstörung – haltet eure Helme fest, es wird historisch. Nein, nicht weil die Bundeswehr einen Krieg gewonnen hätte (keine Sorge, das kommt gleich nach dem Berliner Flughafen in Betrieb geht), sondern weil sie es geschafft hat, ein Relikt aus der Jungsteinzeit in eine brandneue „Gefechtsstellung light“ zu verwandeln.

Schauplatz: Ahrensbök, Schleswig-Holstein. Dort stand seit schlappen 5000 Jahren ein stolzer Grabhügel – älter als jeder Verteidigungsminister und vermutlich auch stabiler. Er überstand Sturmfluten, Pest, Napoleon und Helene Fischer. Doch dann kam die Bundeswehr mit Sandsäcken und Pfählen – und zack, aus dem historischen Monument wurde ein Deluxe-Bunker mit Natursteinoptik.

Die Archäologen vor Ort dachten erst: „Raubgräber!“ – was aus ihrer Sicht so etwas wie die Rockstars der Bodendenkmalzerstörung sind. Doch bei der Spurensicherung fanden sie keine Goldketten oder Metalldetektoren, sondern fein säuberlich vergrabene Bundeswehr-Sandsäcke. Das muss man sich mal vorstellen: Jahrelang sucht man nach Schätzen, und am Ende findet man militärisch zertifizierte Jute-Mode für den Boden.

Der Bundeswehr-Sprecher, Fregattenkapitän Frank Martin, erklärte das Ganze mit der charmanten Ehrlichkeit eines Mannes, der schon lange aufgegeben hat, Dinge zu beschönigen: „Ja, das waren wir. Ja, wir bauen sowas. Ja, wir dachten, der Hügel ist einfach nur eine praktische Erhebung, kein 5000 Jahre altes Grab. Unser Fehler.“ Man spürt förmlich, wie im Hintergrund ein Pressereferent verzweifelt versucht, die PowerPoint-Folie „Bodenhistorie für Anfänger“ zu entwerfen.

Das Beste: Die Soldaten haben nicht einfach ein paar Stöcke in den Boden gesteckt – nein, sie haben Pfähle in den Grabhügel gerammt, dicke Äste verbaut und Sandsäcke so liebevoll drapiert, dass Ikea daraus direkt ein „Outdoor Defense Set“ machen könnte. Preis: 29,99 €, inklusive Feldflasche und Bauanleitung in Runenschrift.

Der Archäologe Christoph Unglaub zeigte sich erleichtert, dass es keine Raubgräber waren. Das ist ungefähr so, als würde man sagen: „Ich bin froh, dass mein Auto nicht von Dieben zerkratzt wurde – nur vom Panzer der Bundeswehr überrollt.“

Natürlich folgte sofort die beschwichtigende PR-Variante: Die Bundeswehr bedauere den Vorfall zutiefst, wolle historische Orte künftig schützen und werde ihre Abläufe „nachhaltig betrachten“. Das klingt exakt wie: „Wir kleben jetzt ein Post-it in den Lageplan mit dem Text: Bitte keine Gefechtsstellungen auf 5000 Jahre alten Gräbern bauen. Danke.“

Man muss es auch mal positiv sehen: Dieser Grabhügel hat in einer einzigen Nacht mehr militärische Aufmerksamkeit bekommen als die Hälfte unserer Einsatzbereitschaft im ganzen Jahr. Und wer weiß – vielleicht fühlt sich der steinzeitliche Tote im Inneren jetzt sogar ein bisschen sicherer. Schließlich schützt ihn jetzt die modernste Verteidigungstechnologie, die der Bundeswehr-Baumarkt hergibt.

Und wenn die Geschichte uns eines lehrt, dann das: Monumente kommen und gehen, aber die Bundeswehr findet immer einen Weg, sie einsatzbereit zu machen. In diesem Sinne – auf die nächsten 5000 Jahre, mit oder ohne Sandsack!