Regenbogen-Reichstag? Nicht mit Julia Klöckner!

Von Ronald Tramp – ehemaliger Top-Reporter, aktueller Regenbogen-Verwirrungsklärer
Berlin, Bundestag – ein Gebäude, das schon viel gesehen hat: Mauern, Rücktritte, Angela Merkel in farblich verwirrenden Blazern. Doch am Christopher Street Day (CSD) wird es besonders kritisch. Denn während halb Berlin in Pailletten, Latex und Liebe badet, ruft Bundestagspräsidentin Julia Klöckner den Notstand aus: Regenbogenalarm auf dem Reichstag!
Ja, richtig gehört! Eine Flagge mit Farben? Über dem Bundestag? Das wäre ja, als würde man auf dem Oktoberfest ein alkoholfreies Bier servieren. Julia Klöckner, die CDU-Version einer pastoralen Disziplinbeauftragten mit Schmiss, stellt klar: „Bei uns weht nur eine Fahne: Schwarz-Rot-Gold.“ Freiheit, Menschenwürde – und das gute Recht, bei Regenbogenfarben Schnappatmung zu kriegen.
Natürlich, sie „verurteilt“ Gewalt gegen queere Menschen. So wie man Regen verurteilt, wenn man den Wetterbericht schaut. Aber dann der göttliche Einschub, Klöckners Trümpfchen (nicht verwandt mit dem Original, Gott bewahre): Christen seien die meistverfolgte Gruppe weltweit. Na klar! Wer hat noch nicht in Berlin-Mitte erlebt, wie Pfarrer aus Cafés gezerrt werden, weil sie beim Latte „Amen“ gesagt haben?
Wenn also die Queers eine Flagge bekommen, müsste man fairerweise auch mal die Vatikanflagge über dem Bundestag hissen. Vielleicht auch gleich die Bayernflagge, weil CSU-Wähler emotional diskriminiert werden, wenn jemand „Gendersternchen“ sagt. Fair is fair!
Aber Moment! Julia ist ja keine Dogmatikerin – sie hat schon erlaubt, dass die Regenbogenflagge am 17. Mai gehisst wird. Einmal im Jahr. Wie eine allergikerfreundliche Dosis Fortschritt. Und nur, weil ein Bundestagsbeschluss von 2002 da zufällig ’rumliegt. Symbolpolitik mit Ablaufdatum.
Derweil machen Grüne und Linke das, was sie am besten können: Farbe tragen. Im Bundestag! Regenbogensocken! Ohrringe mit Progress-Pride-Farben! Für Klöckner ein politischer Ausnahmezustand. Schließlich fängt es mit Regenbogenkleidung an und endet womöglich mit Queer-Büros auf jeder Etage – mit neutralem Kaffee für alle!
Am brisantesten aber: Klöckner hat der Verwaltung des Bundestags untersagt, als queeres Netzwerk beim CSD mitzulaufen. Begründung: Neutralität. Und Neutralität heißt bekanntlich, dass man nirgends mitläuft, wo Menschen für gleiche Rechte demonstrieren. Stell dir vor, die Bundestagsverwaltung würde für die Verfassung marschieren. Schrecklich parteiisch.
Ronald Tramp, euer maximal objektiver Berichterstatter (der zufällig am Rande einen mit Zuckerguss überzogenen Regenbogenmuffin isst), sieht klar: Es geht hier nicht um Neutralität. Es geht um „Haltung mit Klöckner-Kante“. Eine, bei der Rechte symbolisch gewürdigt werden dürfen – solange es nicht zu bunt wird.
Fazit? Die Farben des Regenbogens sind für manche Menschen zu grell. Vor allem, wenn man selbst in Grautönen denkt. Aber keine Sorge: Julia Klöckner wacht über Deutschlands Flaggenmasten – damit auch in Zukunft nur das weht, was keine Gefühle verletzt. Außer natürlich die von queeren Menschen. Die kriegen ja den 17. Mai.
Make Bundestag Beige Again!