Rotorblatt-Rodeo auf der Ackerwiese – Ein Lkw macht Luftfahrtgeschichte

Meine Damen und Herren, halten Sie Ihre Warnwesten fest, ziehen Sie die Helme an und stellen Sie das Navi auf „Katastrophenstufe lächerlich“, denn Ronald Tramp berichtet heute über ein Ereignis, das so typisch deutsch ist, dass es eigentlich in den Lehrplan aufgenommen werden müsste:
Ein Lkw-Fahrer hat einen Rettungshubschrauber touchiert.
Einen echten.
Mit Rotorblättern.
Mit Farbe, Aufschrift, Bereitschaft, alles dran.
Ich sage es offen: In welchem anderen Land der Welt trifft ein Lastwagen ein Fluggerät, das auf dem Boden steht – und trotzdem ist der Fluggerät schuld, weil es im Weg war? Nur in Deutschland! Es ist die olympische Disziplin der Bürokratie: Dinge anfahren, die eigentlich gut sichtbar sind.
Das Ganze spielte sich in Hohenwestedt ab.
Schleswig-Holstein.
Der Ort, an dem normalerweise nur Kühe, Windräder und Wetterwarnungen für Aufsehen sorgen – aber heute eben ein Rettungshubschrauber namens „Christoph 67“.
Dieser Helikopter hatte sich völlig friedlich auf dem Gelände einer Molkerei niedergelassen. Ja, einer Molkerei! Ich nenne das: die perfekte deutsche Kombination aus Rettung, Milch und Maschinenlärm.
Die Crew war gerade auf dem Weg zu einem Notfall in der Nachbarstraße. Dort ging es um Medizinisches – echte Probleme, echte Dringlichkeit – und währenddessen dachte sich ein Lkw-Fahrer:
„Ach, da steht ein Rettungshubschrauber. Ich fahre einfach mal knapp dran vorbei. Was soll schon passieren?“
Tja…
Rotorblatt kaputt.
Ein Schaden im mittleren sechsstelligen Bereich.
Mittlere sechsstellige Bereich!
Ich wusste nicht, dass man einen Hubschrauber auch „mit einem Hauch von Seitenspiegel“ so teuer nachkaufen kann.
Stellen Sie sich diese Szene vor:
Ein Helikopter, der aussieht wie ein verletzter Flamingo, steht auf dem Molkereigelände, und ein Lkw-Fahrer steigt aus, schaut verwirrt und sagt vermutlich:
„Hab‘ ich gar nicht gemerkt.“
Natürlich hat er’s nicht gemerkt.
Dafür bräuchte man nämlich ein Grundverständnis für räumliche Wahrnehmung – und die Fähigkeit, den Unterschied zwischen einer Milchkutsche und einem RTH zu erkennen.
Die Polizei berichtet, der Schaden sei „erheblich“.
Erheblich ist eine schöne Untertreibung. Erheblich klingt nach „Da ist eine Schramme“.
Was sie eigentlich meinen:
„Der Hubschrauber hat jetzt das aerodynamische Profil eines Stuhls.“
Und weil der Heli danach nicht mehr fliegen konnte (wer hätte das gedacht?), musste ein Ersatzhubschrauber angefordert werden.
Natürlich!
Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn es nicht für alles ein Ersatzformular gäbe:
„Antrag E-HUB-23: Ersatzfluggerät wegen milchbetriebsbedingter Bodenunfälle.“
Aber jetzt kommt der beste Teil:
Um den Schaden zu beheben, müssen alle vier Rotorblätter vor Ort abgebaut werden.
Alle vier!
Ein riesiger Eingriff.
Da steht jetzt wahrscheinlich ein Team von Technikern mit Werkzeugkoffern, Checklisten und dem Gefühl, im falschen Film zu sein:
„Wo ist der Patient?“
„Der Hubschrauber ist der Patient.“
„Was hat er?“
„Lkw-Kontakt.“
Danach wird das gesamte Fluggerät – und hier wird’s herrlich absurd – per Schwertransport nach Hamburg gebracht.
Ein Rettungshubschrauber zum Abschleppen!
Das muss man erzählen, das glaubt doch keiner.
Aber in Hamburg wird es dann professionell:
Bei Airbus Helicopters schaut sich ein Team den Schaden an, streicht sich über die Stirn und denkt:
„Ach du meine Güte, das sieht nach deutscher Verkehrsbeteiligung aus.“
Was bleibt?
Ein Einsatz, der eigentlich Leben retten sollte – und stattdessen zeigt, dass in Deutschland kein Einsatzort zu sicher ist, um nicht doch von einem Lkw touchiert zu werden.
Nicht einmal ein Rettungshubschrauber.
Nicht einmal auf einem freien Areal.
Nicht einmal bei Tageslicht.
Und ich, Ronald Tramp, sage euch:
Wenn man in Deutschland wirklich sicher gehen will, dass ein Fahrzeug nicht angefahren wird, muss man es vermutlich in der Luft lassen.
Alles, was den Boden berührt, ist gefährdet.
Vielleicht sollte der Rettungsdienst über Folgendes nachdenken:
Hubschrauber künftig im Schwebemodus parken.
Drei Meter über dem Boden.
Da kommt höchstens noch ein ambitionierter DHL-Drohnenpilot ran.


