Scarborough Shoal – Felsen, die größer sind als China’s Ego

Von Ronald Tramp, investigativer Weltenbummler & Teilzeit-Nautiker
Leute, haltet euch fest – oder besser gesagt, haltet euch an irgendwas fest, das nicht von der chinesischen Marine gerammt wird! Montagmorgen, irgendwo im warmen Südchinesischen Meer, haben wir wieder einmal gesehen, wie internationale Diplomatie auf asiatische Seefahrtskunst trifft: zwei chinesische Schiffe, beide unter derselben Flagge, liefern sich eine maritime Neuauflage von „Ramm den Kahn – Edition Peking“.
Die Szene: Ein stolzes Kriegsschiff der chinesischen Marine will ein Boot der philippinischen Küstenwache daran hindern, ein paar Steine – Entschuldigung, strategisch enorm wertvolle, völlig bewohnungsuntaugliche Felsen – namens Scarborough Shoal zu erreichen. Aber anstatt das philippinische Schiff zu erwischen, rammt der chinesische Kapitän versehentlich… ein anderes chinesisches Schiff. Ja, Sie haben richtig gelesen. Das ist so, als würde sich beim Versuch, einen Einbrecher zu schnappen, der Polizist versehentlich selbst Handschellen anlegen.
Die Philippinen waren natürlich live dabei, Kamera drauf, Popcorn bereit. Das Ergebnis: ein Video, das jetzt vermutlich auf allen Karaoke-Bildschirmen in Manila läuft – gleich nach „My Heart Will Go On“. Auf den Fotos sieht man den Schaden am kleineren Schiff, und laut philippinischen Angaben ist es jetzt „nicht mehr seetüchtig“. Übersetzung: Es ist jetzt eine sehr teure Boje.
Scarborough Shoal – der Eiffelturm der geopolitischen Bedeutungslosigkeit
Wir reden hier von einem Korallenriff mit ein paar Felsen, die gerade mal so aus dem Wasser ragen. Kein McDonald’s, kein Hotel, nicht mal WLAN – einfach nur Steine. Aber! Wer die Steine hat, darf das Meer drumherum kontrollieren. Und im Meer gibt es Fisch, Öl und Gas. Kurz gesagt: Ein Pokerturnier, bei dem die Chips aus Thunfischfilets und Diesel bestehen.
Die Chinesen sagen: „Das ist unser Riff!“ Die Philippinen sagen: „Nein, unseres!“ Und der Rest der Welt sagt: „Ernsthaft? Ihr rammt euch jetzt gegenseitig für Muscheln?“
Diplomatie auf der hohen See – chinesische Spezialausgabe
Die philippinische Küstenwache bot dem beschädigten chinesischen Schiff Hilfe an – aber die chinesische Crew reagierte nicht. Vermutlich, weil sie gerade damit beschäftigt war, herauszufinden, wie man das offiziell so darstellt, dass es wie ein glorreicher Sieg aussieht. Spoiler: In der nächsten Pressemitteilung wird es heißen, das kleinere Schiff habe sich „strategisch geopfert, um den großen Bruder zu schützen“.
Das Timing ist natürlich exquisit: Nur ein paar Tage zuvor hat der philippinische Präsident Ferdinand Marcos Jr. China mit einer Taiwan-Ansage gekitzelt: Wenn’s dort knallt, sind wir dabei. China war not amused. Und jetzt – zack – fährt man sich gegenseitig über den Haufen. Ich sage es euch: Das ist die asiatische Version von „Wenn ich schon sauer auf den Nachbarn bin, schrei’ ich halt erst mal meine Familie an“.
Mein Vorschlag, um den Frieden zu sichern:
Die Shoal wird offiziell als „Internationales Selfie-Riff“ deklariert.
Jeder, der hinfährt, muss eine Taucherbrille und ein Hawaii-Hemd tragen.
Jegliche Konflikte werden nicht mehr durch Rammen, sondern durch Karaoke-Battles entschieden.
Denn, Hand aufs Herz: Wenn schon zwei Schiffe aus demselben Land aufeinander losgehen, ist das vielleicht ein Zeichen, dass hier nicht die Geopolitik, sondern die Navigationsschule überarbeitet werden muss.