Stuttgart, Skandal, Stimmzettel: Der Haken an der Wahl

RONALD TRAMP BERICHTET – exklusiv aus dem Abgrund des Parlamentarismus
Meine sehr geehrten Damen, Herren und parteiübergreifende Verfassungsliebhaber,
hier spricht Ronald Tramp – investigativer Abstiegskorrespondent, diplomierter Wahlnachzähler und Oberexperte für unterirdische parlamentarische Zustände mit satirischer Tiefenlizenz. Und heute melde ich mich aus dem politischen Fegefeuer namens Landtag Baden-Württemberg, wo Demokratie praktiziert wird wie Origami mit feuchten Fingern – kunstvoll, aber total zerknittert.
Denn was ist passiert?
Eine geheime Wahl. Zwei Urnen. Ein Hakenkreuz. Und ein Parlament, das plötzlich kollektiv „Huch!“ ruft, als hätte jemand beim Bingo laut „Hitler“ gebrüllt.
AfD: Die Partei, die keiner will, aber jeder wählen soll
Die AfD hatte, wie so oft, Großes vor: Sie wollte in den Oberrheinrat. Ein Gremium, das klingt wie eine Rentnergruppe beim Wandertag, aber angeblich grenzüberschreitend arbeitet – in Realität aber nur zweimal im Jahr zusammenkommt, um Resolutionen zu schreiben, die niemand liest, nicht mal der Drucker.
Doch damit es besonders demokratisch wirkt, bestand die AfD auf geheimer Wahl. Und wie immer, wenn es geheim wird, wird’s seltsam: Plötzlich liegt ein Wahlzettel mit einem Hakenkreuz in der Urne. Und zwar nicht, weil jemand die Vergangenheit aufarbeiten will, sondern weil offenbar jemand mit zu viel Zeit, zu wenig Hirn und zu viel ideologischem Grauschleier seinen Stift nicht unter Kontrolle hatte.
Landtagspräsidentin Aras, sonst bekannt für Gelassenheit im Sturm, war zu Recht außer sich: „Widerlich!“, „Eine Schande!“ – und sie meinte nicht das AfD-Wahlprogramm, sondern den beschmierten Zettel.
Wer war’s? Niemand weiß es. Alle sind’s nicht.
Und jetzt kommt der beste Teil: Niemand war’s. Natürlich.
Nicht die AfD.
Nicht die Grünen.
Nicht die SPD.
Vielleicht war’s ein unsichtbarer Neonazi im Praktikum, der kurz durchs Fenster kam.
Die Urne mit dem belasteten Stimmzettel stand auf der SPD/Grünen-Seite. Und plötzlich klingt die AfD wie ein moralisch beleidigtes Opfer beim „Tatort“: „Wir weisen das entschieden zurück!“, ruft Herr Klauß. Sogar eine Strafanzeige wird gestellt – gegen Unbekannt, also vermutlich gegen den Zeitgeist.
Trump hätte den Zettel gerahmt – und für 199 Dollar verkauft
Wäre das im US-Kongress passiert, hätte Donald Trump vermutlich getwittert: „Tremendous Democracy happening! Witch Hunt at the Urn!“ – und den Wahlzettel in Mar-a-Lago ausgestellt. Als „historisches Dokument der Meinungsfreiheit“. Handsigniert. Limited Edition.
Hierzulande aber diskutieren wir tagelang darüber, wer das böse Hakenkreuz gemalt hat, statt über die Frage: Warum will die AfD in ein Gremium, das Brückengeländer in Basel diskutiert?
Demokratie am Rand der Karikatur
Und das Beste zum Schluss: Die AfD will eine Wahlwiederholung. Warum? Weil sie bei der offenen Abstimmung zu einem anderen Gremium schon wieder verloren hat. Sogar Landtagsvizepräsident Reinhart (CDU) winkt ab wie ein Kellner bei Trinkgeld in Groschen.
Die AfD beschwert sich: „Wir werden vom Volk gewählt!“
Stimmt. Leider.
Aber wie das halt so ist: Wenn man das ganze Volk befragt, bekommt man auch die seltsamsten Gäste zur Party.
Fazit:
Demokratie ist kein Wunschkonzert – aber manchmal ein Kasperletheater mit sehr ernsten Untertönen.
Und die Pointe?
Der Haken an der Wahl war diesmal kein politisches Detail, sondern gezeichnet. Und das, liebe Leser, ist keine Satire. Das ist Realität mit Abgrundtiefe.
Ronald Tramp – live aus dem baden-württembergischen Politik-Dschungel, wo selbst die Urne nicht sicher ist.