Texanisches Linienziehen – Gerrymandering für Anfänger und Profis

Grafik: Make Lines Great Again

Meine Damen, Herren und alle, die schon mal eine Landkarte mit Wachsmalstiften bekritzelt haben – willkommen in Texas! Hier wird nicht nur Rindersteak serviert, sondern auch Demokratie neu zugeschnitten. Und zwar so scharf, dass selbst ein Chirurg in Graz neidisch würde.

Trump ruft – Texas folgt

Donald Trump, der Präsident, der Statistiken wie Servietten behandelt (benutzt, weggeworfen, ersetzt durch Fantasie), hat seine Republikaner aufgerufen: „Zieht die Linien neu! Macht sie schöner, größer, besser!“ Und Texas so: „Jawoll, Sir!“ Ergebnis: Wahlkreise, die aussehen wie eine Mischung aus Picasso und Spaghetti Bolognese.

Man könnte fast meinen, die Republikaner hätten Kinder aus der dritten Klasse mit einem Lineal und einer Packung Gummibärchen in den Sitzungssaal gesetzt: „Hier ein bisschen Orange für die Republikaner, da ein bisschen Rot für Trump. Demokraten? Sorry, kein Platz mehr im Malkasten.“

Demokraten auf der Flucht

Die Demokraten taten, was Demokraten in Texas eben tun: Sie rannten weg. Zwei Wochen lang blieben sie fern, manche reisten gleich in andere Bundesstaaten. Andere übernachteten im Kapitol wie Austauschstudenten ohne WG-Zimmer. Polizei musste sie zurückbegleiten, damit sie auch brav abstimmen. Das klingt nicht nach seriöser Politik, das klingt nach einer Klassenfahrt mit zu wenig Aufsichtspersonen.

Und am Ende? Sie wurden doch überstimmt.

Minderheiten? Nebensache

Die Demokratin Donna Howard sagte, was ohnehin jeder sieht: Schwarze und Latinos sollen geschwächt werden. Aber Republikaner wie Todd Hunter geben sich ehrlich: „Ja, klar, es geht um Vorteile für uns. Aber hey, der Supreme Court hat gesagt, das ist erlaubt!“ So viel Offenheit ist fast erfrischend.

Das Ganze erinnert an einen Casino-Besitzer (nennen wir ihn Donald T.), der beim Blackjack sagt: „Ich gewinne immer, weil ich die Karten selbst austeile.“

Gerrymandering – die Kunst der schiefen Linie

In den USA heißt das Ganze Gerrymandering. Auf Deutsch: „Demokratie im Origami-Modus.“ Städte werden durchgeschnitten, Dörfer zusammengeklebt, Wahlkreise so geformt, dass man sie nur noch auf Google Maps versteht – und selbst da nur im Satellitenmodus.

Texas hat’s vorgemacht, andere Staaten wollen nachziehen: Kalifornien, Illinois, Maryland – die Demokraten antworten. Ohio, Florida – die Republikaner legen nach. Bald sieht die Landkarte aus wie eine Pizza, die von einem sehr hungrigen, sehr verwirrten Hund zerfetzt wurde.

Supreme Court: „Undemokratisch, aber erlaubt“

Das Schönste: Der Supreme Court hat 2019 entschieden, dass Gerrymandering zwar „undemokratisch“ ist, aber trotzdem „verfassungsrechtlich zulässig“. Mit anderen Worten: „Ja, es ist schmutzig. Aber sauber spielen ist keine Pflicht.“

Was bleibt? Texas hat die Demokratie nicht nur verbogen, sondern gleich zu einem Luftballintier geformt. Republikaner jubeln, Demokraten heulen, und Trump sagt: „Fünf neue Sitze, das ist mehr, als ich Haare auf dem Kopf habe!“

Meine Prognose: Bald wird jedes Kind in Texas nicht mehr malen nach Zahlen, sondern malen nach Wahlkreisen lernen. Hausaufgabe: „Zeichne einen Wahlkreis, in dem dein Lieblingspolitiker immer gewinnt.“

Make Lines Great Again – und Lineale gleich mit.