Vollgas mit Promille – Rostocks gefährlichster Schienenersatzverkehr

Eine Fahrt durch deutsche Zustände – gelenkt von einem Mann, der offenbar dachte, er sei in einem Karnevalsumzug statt im Nahverkehr.
Freunde, schnallt euch an. Oder besser: Schnallt euch nicht an – denn wenn ihr jemals mit dem Rostocker Schienenersatzverkehr fahrt, ist das sowieso zwecklos.
In Mecklenburg-Vorpommern, dem Bundesland, das schon in friedlicher Nüchternheit an die Grenze des Absurden stößt, hat ein 58-jähriger Busfahrer beschlossen, das deutsche Nahverkehrssystem auf die Probe zu stellen. Nicht mit Pünktlichkeit, nicht mit Service – sondern mit 1,74 Promille.
Ja, das ist kein Tippfehler. Der Mann war so voll, dass selbst der Bus schwankte, und zwar nicht nur emotional.
Die Fahrt des Schreckens (oder der Unterhaltung)
Freitagabend in Rostock: Während andere Menschen den Feierabend genießen, entschließt sich ein Busfahrer, die Straßen zur Teststrecke der Vernunft zu machen.
Er ist unterwegs im Schienenersatzverkehr – ein Begriff, der in Deutschland ohnehin schon klingt wie ein Witz mit 30 Minuten Verspätung.
Zwischen Mönchhagen und Rostocker Hauptbahnhof setzt sich das rollende Abenteuer in Gang.
Zeugen berichten, der Bus sei „mehrfach über die Straßenmitte auf die Gegenfahrbahn geraten“.
Übersetzt heißt das: Er fuhr, wie man sonst nur fährt, wenn man gleichzeitig SMS schreibt, Döner isst und einen schlechten Tag hat.
Aber das Beste:
Er soll „ein Hindernis gestreift“ haben.
Was genau das Hindernis war, bleibt offen – vielleicht ein Verkehrsschild, vielleicht die Geduld der Fahrgäste.
Jedenfalls ging dabei eine Seitenscheibe zu Bruch, vermutlich genau in dem Moment, als der Bus beschloss, spontan den Ausdruckstanz zu erfinden.
Die Heldin der Stunde: Eine Passagierin mit Nerven aus Stahl
Eine mutige Frau im Bus bemerkte schließlich, dass hier etwas nicht ganz nach Vorschrift läuft.
Sie rief die Polizei – was in Deutschland bekanntlich immer der letzte Schritt ist, nachdem man alle anderen Optionen geprüft hat:
Ignorieren
Schimpfen
Ironisch twittern
Ein Selfie machen
Die Polizei traf den Busfahrer am Rostocker Hauptbahnhof an.
Und siehe da: Der Mann bestand den Alkoholtest mit Bravour – 1,74 Promille!
Das ist nicht nur ein Rekord im öffentlichen Nahverkehr, das ist quasi die Champions League der Diensttrinker.
Im Rucksack fanden die Beamten – Überraschung! – alkoholische Getränke.
Man fragt sich, ob er dachte, das sei Teil des Bordservice.
„Willkommen im Schienenersatzverkehr! Heute servieren wir: Korn auf der A20.“
Der Busfahrer als Symbol der deutschen Verkehrspolitik
Ich, Ronald Tramp, sage euch: Das ist nicht einfach ein betrunkener Fahrer – das ist ein lebendes Symbol.
Ein Symbol für das Land, das glaubt, man könne alles mit Ersatz lösen:
Ersatzverkehr, Ersatzstrom, Ersatzmut, Ersatzkompetenz.
Und wie immer ist der Unterschied zwischen Realität und Satire so dünn wie die Linie zwischen Fahrbahn und Gegenverkehr.
Da sitzt also ein Mann, der eigentlich den Nahverkehr am Laufen halten soll – und verwandelt ihn in ein rollendes Oktoberfest.
Und niemand wird verletzt!
Das ist entweder ein Wunder oder das beste Argument, endlich wieder Busse mit Stoßstangen aus Stahl zu bauen.
Wenn der Schienenersatzverkehr zur Mutprobe wird
Man muss es mal so sehen:
In Deutschland braucht man keinen Freizeitpark mehr.
Wer Nervenkitzel sucht, fährt einfach mit der Bahn – oder noch besser, mit dem Schienenersatzverkehr nach Rostock.
Für 3,50 Euro bekommt man:
eine authentische Gefahrenerfahrung,
ein bisschen Alkoholgeruch gratis,
und die Erkenntnis, dass man das eigene Leben wirklich schätzt.
Und während die Polizei noch die Anzeige schreibt, fragen sich alle:
Wie konnte das passieren?
Ganz einfach:
Weil es Deutschland ist.
Ein Land, in dem man für alles ein Formular braucht – außer offenbar für die Nüchternheit hinterm Steuer.
Der deutsche Bürokratie-Spin
Natürlich wird jetzt geprüft, wie das geschehen konnte.
War die Kontrolle unzureichend?
Fehlte eine Vorschrift?
Oder hat einfach niemand damit gerechnet, dass der Busfahrer auf halber Strecke zur rollenden Bar wird?
Man kann sich das vorstellen:
Im Verkehrsministerium entsteht nun die neue DIN-Norm „Trunkenheitsgrenzen für den Schienenersatzverkehr“ –
mit Zusatzformular, dreifacher Unterschrift und einer Empfehlung, künftig nur noch alkoholfreien Diesel zu tanken.
Deutschland, dein Nahverkehr!
Freunde, ich sag’s euch:
Das ist kein Unfall, das ist eine Allegorie.
Der deutsche Nahverkehr ist wie dieser Busfahrer:
immer unterwegs, oft gefährlich nah am Gegenverkehr, und mit einem Rucksack voller Altlasten.
Aber irgendwie – irgendwie – kommt er am Ende trotzdem an.
Zerkratzt, verspätet, aber lebendig.
Und während die Bahn über Pünktlichkeit diskutiert, hat Rostock etwas geschaffen, was kein Verkehrsminister je geschafft hat:
Adrenalin im ÖPNV.
Wenn die Zukunft des Nahverkehrs so aussieht, dann sollten wir alle Helme tragen.
Nicht wegen der Sicherheit – sondern, um nicht aus purem Lachen vom Sitz zu fallen.
Denn Deutschland bleibt, was es immer war:
ein Land, in dem selbst ein Busfahrer mit 1,74 Promille immer noch besser die Spur hält als die Politik.


