Wenn der Ball fliegt, fliegt auch der Stolz – Nordirland gegen Deutschland: Das Duell der langen Bälle und kurzen Egos

Grafik: Belfast im Ausnahmezustand – und das nicht wegen Brexit

Eine Betrachtung über verletzte Fußballgefühle, taktische Poesie und die Rückkehr der gepflegten Bogenlampe als diplomatische Waffe.


Freunde, haltet eure Guinness-Gläser fest und zieht die grünen Trikots an – in Belfast brennt das Flutlicht, und zwar nicht nur über dem Rasen, sondern auch in den empfindlichen Seelen der nordirischen Fußballhelden.
Denn: Deutschland kommt.
Und das ist ungefähr so, als würde man zum Familienfest eingeladen werden und der Onkel mit dem Porsche ruft vorher an, um zu sagen: „Ich bring’ den guten Wein mit – und übrigens, euer Haus ist aber ganz schön klein.“

So oder ähnlich kam nämlich Bundestrainer Julian Nagelsmanns „Analyse“ bei den stolzen Nordiren an. Er hatte, ganz charmant, festgestellt, dass Nordirland gerne „lange Bälle“ spiele – was in seiner Münchener Übersetzung wohl bedeutet: „Technisch solide, aber taktisch wie eine Baustellenampel.“
Das kam im Windsor Park ungefähr so gut an wie vegane Haggis bei einem Pub-Dinner.


Die lange Balllinie – oder: Wenn Fußball zum Raketenprogramm wird

Trainer Michael O’Neill, nordirischer Patriot und Fußball-General, reagierte mit der Ruhe eines Mannes, der schon einmal einen englischen Wetterbericht ohne Ironie ertragen hat.
Er grinste und sagte sinngemäß: „Auch Deutschland spielt viele lange Bälle.“
Touché.
Denn was ist der Unterschied zwischen einem deutschen Chipball und einem nordirischen Befreiungsschlag?
Richtig – die PR-Abteilung des DFB.

Während in Deutschland jeder hohe Pass als „vertikale Progression im modernen Positionsspiel“ gefeiert wird, heißt es in Nordirland: „Ball lang und beten.“
Und das, liebe Freunde, ist der Unterschied zwischen Fußballphilosophie und Fußballreligion.


Belfast im Ausnahmezustand – und das nicht wegen Brexit

Nach dem Sieg gegen die Slowakei – ein „herrliches“ 2:0, wie O’Neill schwärmte – glaubt man in Nordirland wieder an alles: den Gruppensieg, den Fußballgott und vielleicht sogar an funktionierende VAR-Entscheidungen.
O’Neill, der nun sein 100. Länderspiel als Trainer feiert (das ist im nordirischen Fußball etwa so selten wie ein Sommer ohne Regen), blickt auf das Duell gegen Deutschland mit einem Schuss Selbstbewusstsein und zwei Schüssen Whiskey.
„Wir haben noch zwei Heimspiele, vielleicht ist das ein kleiner Vorteil“, sagte er.
Kleiner Vorteil? Das ist nordirische Untertreibung – in Belfast ist selbst ein Eckball schon eine religiöse Erfahrung.

Im Windsor Park tobt jetzt der nationale Stolz:
Ein kleines Land mit großen Herzen, das Deutschland zeigen will, dass man auch mit einem Budget kleiner als der DFB-Kaffeetat Geschichte schreiben kann.


Julian „Lang und Breit“ Nagelsmann – der Taktik-DJ im Bundestrainerbüro

Julian Nagelsmann, der Taktik-Virtuose aus der Generation PowerPoint, wird das natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
Er hat vermutlich schon ein 84-seitiges Dossier erstellt, Titel: „Die strategische Bedeutung der vertikalen Luftlinie zwischen Innenverteidiger und Hoffnung.“
Während andere Trainer Videos gucken, lässt Nagelsmann wahrscheinlich eine KI in Bayern-Tracht die Ballbesitzphilosophie ausrechnen.

Und dann dieser Satz – „die langen Bälle der Briten“ – der klingt in seinen Ohren wahrscheinlich wie eine höfliche Beobachtung.
In Belfast hingegen war das wie eine Kriegserklärung mit der Überschrift: „Der Mann hält uns für Flutlichtbauern!“

Selbst Stephen Craigan, ehemaliger Nationalspieler und Vollzeit-Pub-Patriot, schaltete sich ein:
„Ein wenig respektlos“, sagte er.
Ein wenig?
Das ist, als würde man sagen: „Die Titanic hatte ein kleines Feuchtigkeitsproblem.“


Wenn Egos fliegen wie Flanken

O’Neill konterte souverän: „Es ist nicht mein Job, meine Mannschaft darauf vorzubereiten, dass der andere Trainer hierher kommt und uns schlägt.“
Das ist nordirische Poesie.
In Wahrheit meinte er: „Julian, bring deine Frisur, wir bringen den Regen.“

Denn wenn eines sicher ist:
Im Windsor Park wird kein Pass elegant gespielt – hier wird Fußball noch mit der Faust der Geschichte und der Schuhsohle des Stolzes betrieben.
Die Bälle werden fliegen wie Brexit-Abkommen: hoch, unkontrolliert, aber mit einer Menge Gefühl.


Freunde, dieses Spiel wird kein taktisches Schachduell, das wird ein Schlachtfeld der Egos und Elastan-Hosen.
Deutschland will beweisen, dass Präzision alles ist.
Nordirland will beweisen, dass Herz stärker ist als Datenanalyse.
Und irgendwo dazwischen fliegt ein Ball in den Himmel – und landet vielleicht bei Gott.
Oder beim VAR.

Eines ist sicher: Wenn der Wind über Belfast pfeift und der erste lange Ball durch die Nacht segelt, dann denkt ganz Deutschland für einen Moment:
„Verdammt, vielleicht ist das gar nicht so dumm.“

Denn manchmal, liebe Freunde, ist der kürzeste Weg zum Tor einfach… ein richtig, richtig langer Ball.