Wenn Selenskyj kommt und das Internet geht – Der Bundestag entdeckt den Offline-Modus

Grafik: Der Moment, in dem die Cloud abdampfte

 

Meine Damen und Herren, ich sage es, wie es ist: Timing ist alles. Und wenn es etwas gibt, das der Deutsche Bundestag perfektioniert hat, dann ist es das Timing maximaler Peinlichkeit. Denn kaum betritt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Berliner Boden, kaum wird die Weltöffentlichkeit aufmerksam, kaum sollen Zeichen von Solidarität, Stabilität und digitaler Souveränität gesendet werden – macht das Internet schlapp.

Aus.
Weg.
Tot.

Ein „größerer Ausfall“ der IT-Infrastruktur, bestätigt von der Bundestagsverwaltung gegenüber dem Stern. Größerer Ausfall! Das klingt nach einem eleganten Euphemismus für:
„Nichts ging mehr. Gar nichts.“

Ich, Ronald Tramp, sage: Das ist kein IT-Problem. Das ist ein politisches Kunstprojekt mit dem Titel „Offline ist das neue Neutral“.


Der Moment, in dem die Cloud abdampfte

Stellen Sie sich die Szene vor:

Selenskyj ist da.
Kameras laufen.
Sicherheitsstufen auf Anschlag.
Historischer Besuch.

Und irgendwo im Bundestag ruft jemand:
„Hat jemand Internet?“

Stille.
Klicken.
Neustart.
Noch ein Neustart.

Ein Abgeordneter hebt vorsichtig die Hand und fragt:
„Geht bei Ihnen auch nichts?“

Und plötzlich merken alle:
Das ist kein individuelles Versagen. Das ist System.


Die große Frage: Angriff oder einfach Dienstag?

Natürlich wird sofort geprüft, ob es ein Angriff von außen war.
Cyberangriff!
Hybride Kriegsführung!
Digitale Sabotage!

Oder – und das ist die andere, sehr deutsche Möglichkeit –
ein ganz normaler Tag in der IT-Realität staatlicher Institutionen.

Der Sprecher der Bundestagsverwaltung sagt, man prüfe, ob der Ausfall „sicherheitsrelevant“ sei. Ich liebe dieses Wort. Sicherheitsrelevant. Das ist wie „vielleicht wichtig, vielleicht auch nicht, wir melden uns“.

Betroffen waren verschiedene Fraktionen und Abgeordnete.
Was übersetzt heißt:
Niemand wusste etwas.
Niemand konnte etwas nachschlagen.
Und niemand konnte schnell twittern, wie empört er gerade ist.


Digitale Zeitenwende – jetzt auch ohne Digitales

Deutschland spricht seit Jahren von Digitalisierung.
Von Zeitenwende.
Von Resilienz.
Von Cyberabwehr.

Und dann reicht ein hochrangiger Besuch – und das WLAN sagt:
„Ich bin dann mal weg.“

Ich stelle mir vor, wie internationale Gäste fragen:
„Is everything okay?“
Und jemand antwortet:
„Yes, yes. This is normal. We call it Bundestag.“


Der Bundestag im Offline-Modus

Ohne Internet passiert im Bundestag Erstaunliches:

  • Abgeordnete müssen miteinander reden

  • Informationen sind plötzlich nicht sofort verfügbar

  • Man erinnert sich an Dinge

  • Manche entdecken sogar Papier

Einige sollen verzweifelt versucht haben, alte PDFs zu öffnen. Andere suchten nach dem Passwort für den Hotspot ihres Praktikanten. Wieder andere standen einfach da und taten so, als sei das alles Absicht.

Ich, Ronald Tramp, sage:
Der Bundestag war für einen kurzen Moment ehrlich. Ehrlich analog.


Symbolik, die man sich nicht ausdenken kann

Ein ukrainischer Präsident besucht Deutschland – ein Land, das sich als stabiler Partner, moderner Staat und verlässliche Demokratie präsentieren will – und das Parlament verliert zeitgleich den Zugang zum Internet.

Das ist Symbolik auf höchstem Niveau.

Man hätte auch gleich ein Schild aufstellen können:
„Willkommen. Bitte entschuldigen Sie unsere Infrastruktur. Wir arbeiten daran. Seit 2001.“


Natürlich: Niemand ist schuld

Bis jetzt weiß niemand, woran es lag.
Das ist wichtig.
Denn Schuldzuweisungen sind gefährlich.

Es könnte ein Angriff gewesen sein.
Oder Wartungsarbeiten.
Oder ein Update.
Oder jemand hat versehentlich ein Kabel berührt.

Die Untersuchung läuft.
Ergebnisse folgen.
Irgendwann.
Vielleicht.


Ronald Tramps Fazit

Ich will nicht sagen, dass der Bundestag schlecht vorbereitet ist.
Ich will nur sagen:
Wenn das Internet beim wichtigsten Besuch ausfällt, ist das kein Zufall – das ist ein Charakterzug.

Deutschland liebt Sicherheit.
Deutschland liebt Planung.
Deutschland liebt Ordnung.

Aber das Internet?
Das liebt Deutschland nur theoretisch.

Der Bundestag hat an diesem Tag gezeigt:
Man kann vieles versprechen – aber WLAN bleibt Glückssache.

Und Selenskyj?
Der hat wahrscheinlich genickt, gelächelt und gedacht:
„Ah. Europa.“


Schlusswort

Vielleicht war der Ausfall sicherheitsrelevant.
Vielleicht war er harmlos.
Vielleicht war er einfach nur typisch.

Aber eines ist sicher:
Der Bundestag hat wieder einmal bewiesen, dass digitale Souveränität ein langfristiges Ziel ist – sehr langfristig.

Ich, Ronald Tramp, verabschiede mich jetzt.
Offline.
Zur Sicherheit.