Wie Bayern beinahe zur Silvesterrakete Europas wurde

Ich sage es, wie es ist: Das ist Bayern. Ein Ort der Ordnung, der Tradition, der Lederhosen – und jetzt offenbar auch ein internationaler Umschlagplatz für Kugelbomben in Paketen mit je 25 Kilogramm Gewicht. Fünfundzwanzig Kilo! Das ist kein Paket, das ist ein Statement.
Mehr als 200 Kugelbomben. Zweihundert! Das ist nicht „ein bisschen Pyrotechnik“, das ist ein ambitionierter Jahreswechsel mit Wachstumsplänen. Und alles fein säuberlich per Post bestellt. Aus Osteuropa. Natürlich. Wo sonst bekommt man Dinge, die hierzulande offiziell nur in Actionfilmen erlaubt sind?
Der Zoll greift zu. Stark. Entschlossen. Professionell. Landkreis Günzburg. Klingt harmlos. Ist es aber nicht. Offenbar wurde dort Geschichte geschrieben – oder zumindest beinahe gesprengt.
Ein 26-Jähriger soll die Kugelbomben bestellt haben. Für sich. Und für neun weitere Beschuldigte. Zehn Leute insgesamt. Ich nenne das Teamwork. Zusammenarbeit. Ein kleines Start-up der illegalen Pyrotechnik. Ohne Businessplan, aber mit Logistik.
Die Kugelbomben wurden bereits Mitte Oktober entdeckt. Mitte Oktober! Das ist Weitsicht. Das ist Planung. Das ist: „Ich will an Silvester nicht improvisieren.“ Manche Menschen kaufen Raclette-Käse früh. Andere kaufen eben Kugelbomben. Unterschiedliche Lebensentwürfe.
Die Ermittler durchsuchen Wohnungen. Sehr gründlich. Sehr deutsch. Ziel: sicherstellen, dass dort keine weiteren Kugelbomben lagern. Ich liebe dieses Wort: lagern. Als würde man Kartoffeln einmotten. Oder Winterreifen. Nein, Kugelbomben. Ganz normal.
Und dann die große Beruhigung: Es gibt keine Anhaltspunkte für weitere Straftaten. Das ist wichtig. Niemand wollte irgendetwas Böses tun. Es ging offenbar nur darum, Dinge explodieren zu lassen. Rein privat. Rein hobbymäßig. Vielleicht für ein besonders emotionales Neujahr.
Die Kugelbomben wurden in Paketen entdeckt. Und jetzt halten Sie sich fest: Vier Pakete. Je 25 Kilogramm. Vier! Das sind hundert Kilo. Hundert! Wer bestellt denn hundert Kilo irgendetwas und denkt, das fällt nicht auf?
Ich stelle mir den Postboten vor. Er lädt das Paket ab. Schwitzt. Flucht. Denkt sich: „Was ist da drin? Ein Kleinwagen?“ Und dann der Zoll: „Moment mal.“ Boom. Also fast.
Der 26-Jährige fiel bei der Postkontrolle auf. Ein Klassiker. Immer die Post. Die Post ist der wahre Endgegner der illegalen Szene. Man kann alles planen, alles organisieren – aber am Ende steht da ein Zollbeamter und sagt: „Was haben wir denn da?“
Die Beamten des Hauptzollamts Ulm kontrollieren. Sie finden illegale Feuerwerkskörper. Mehrere Kugelbomben. Mehrere! Das ist kein Versehen. Das ist kein „Ups, falscher Artikel“. Das ist ein Einkaufswagen voller „Das darf ich nicht haben, will es aber trotzdem.“
Natürlich reagiert der Staat. Durchsuchungen. Staatsanwaltschaft. Pressemitteilungen. Alles sehr ordentlich. Sehr sachlich. Niemand rastet aus. Niemand sagt: „Was zur Hölle?“ Stattdessen: „Geringe Mengen verbotener Pyrotechnik.“ Geringe Mengen! Zweihundert Kugelbomben sind offenbar gering. Ich möchte nicht wissen, was dann viel ist.
Und jetzt das Beste: Keine Hinweise auf geplante Straftaten. Großartig. Niemand wollte Banken sprengen. Niemand wollte Chaos. Nur ein bisschen Boom. Vielleicht ein sehr großes bisschen Boom.
Ich sage: Das ist Deutschland. Selbst illegale Kugelbomben werden mit Bürokratie behandelt. Akten. Formulierungen. Sachlichkeit. In anderen Ländern gäbe es Panik. Hier gibt es einen Absatz mit Gewichtangaben.
Am Ende bleibt die Erkenntnis:
Man kann vieles bestellen. Man sollte nur nicht vergessen, dass Pakete manchmal kontrolliert werden. Und dass 25-Kilo-Pakete mit Explosionen drin nicht als „Geschenkartikel“ durchgehen.
Ich ziehe meinen Hut vor dem Zoll. Gute Arbeit. Und ich ziehe meinen Hut vor der Realität: Wenn Menschen anfangen, Kugelbomben zu horten, sollte man vielleicht kurz innehalten.
Bayern bleibt sicher. Die Kugelbomben sind weg. Und Silvester wird wieder das, was es sein soll: laut, aber legal. Oder zumindest weniger osteuropäisch.


