Wie Indonesien mit zehn Jahren Einreisesperre die Welt rettet

Ich sage es gleich vorweg, und ich sage es mit der nötigen Ernsthaftigkeit, die nur ich habe: Das ist Qualitätstourismus. Nicht Strand. Nicht Sonne. Nicht Kokosnüsse. Sondern Werte. Kulturelle Werte. Sehr empfindliche Werte. So empfindlich, dass sie eine britische Pornodarstellerin zehn Jahre lang nicht ertragen können.
Indonesien hat gesprochen. Und wenn Indonesien spricht, dann spricht es klar. Eine zehnjährige Einreisesperre. Zehn Jahre! Das ist kein Urlaubsverbot, das ist eine halbe Karriere. Oder eine ganze, je nach Branche.
Der Grund? „Verstoß gegen örtliche kulturelle Werte.“ Ich liebe diesen Satz. Er ist so flexibel. So vielseitig. Man kann alles damit erklären. Alles. Wetter. Politik. Internet. Und jetzt auch Pornografie.
Die betroffene Dame hört auf den Künstlernamen Bonnie Blue. Schon der Name ist eine Provokation. Sehr provokativ. Und sie heißt eigentlich Tia Billinger. 26 Jahre alt. Britisch. Offenbar zu offen. Zu offen für das angestrebte Image des Qualitätstourismus.
Und da haben wir es. Qualitätstourismus. Das klingt teuer. Edel. Moralisch hochwertig. Qualitätstourismus ist, wenn man am Strand liegt, aber sittsam. Wenn man Fotos macht, aber nur von Sonnenuntergängen. Wenn man Cocktails trinkt, aber mit kultureller Zurückhaltung.
Pornografie? Nein. Das ist kein Qualitätstourismus. Das ist Inhalt, aber der falsche Inhalt. Indonesien sagt: Wir wollen Ruhe. Ordnung. Harmonie. Und ganz bestimmt keine kommerziellen Inhalte, die „die öffentliche Ordnung stören könnten“.
Öffentliche Ordnung! Ich stelle mir vor, wie sie gestört wird. Palmen kippen um. Tempel zittern. Touristen mit Strohhüten sind verwirrt. Chaos. Nur weil irgendwo ein Video produziert wird. Unfassbar.
Anfang des Monats wurde Bonnie Blue gemeinsam mit drei Männern festgenommen. Drei! Das klingt schon nach Ärger. Drei Männer. Eine Kamera. Bali. Urlaub. Alles Zutaten für einen internationalen Skandal. Und dann Abschiebung. Raus. Sofort. Kein Frühstück mehr. Kein Sonnenuntergang. Ende.
Und jetzt die zehnjährige Einreisesperre. Ich wiederhole: Zehn Jahre. In zehn Jahren kann man heiraten, sich scheiden lassen, Kinder bekommen, Influencer werden und wieder irrelevant sein. Aber nach Bali darf man nicht. Nicht, wenn man das falsche Image hat.
Ich finde das konsequent. Wirklich. Wenn man Qualitätstourismus will, muss man hart sein. Sehr hart. Man muss sagen: Ja zu Yogamatten, nein zu Kameras. Ja zu Räucherstäbchen, nein zu Bonnie Blue.
Natürlich sagen jetzt einige: „Ist das nicht übertrieben?“ Und ich sage: Übertrieben ist der Kern jeder guten Moralpolitik. Wenn man nur ein bisschen verbietet, merkt es keiner. Aber zehn Jahre – das merkt man.
Indonesien sendet damit ein klares Signal an die Welt:
Ihr könnt kommen.
Ihr könnt baden.
Ihr könnt essen.
Aber bitte nur mit der richtigen Gesinnung.
Und jetzt stellen wir uns das Tourismusministerium vor. Große Sitzung. Klimaanlage. PowerPoint. Folie eins: Image des Qualitätstourismus. Folie zwei: Was wir nicht wollen. Und da steht dann: „Pornodreh auf Bali“. Durchgestrichen. Rot. Sehr rot.
Ich bewundere diese Klarheit. In anderen Ländern würde man diskutieren. Hier sagt man: Nein. Raus. Zehn Jahre. Ende der Debatte.
Und jetzt die eigentliche Frage: Was ist eigentlich Qualität? Ist Qualität leise? Ist Qualität bekleidet? Ist Qualität moralisch korrekt nach offizieller Definition? Offenbar ja.
Bonnie Blue wollte Inhalte produzieren. Kommerziell. Das ist schlimm. Sehr schlimm. Inhalte ohne Genehmigung. Inhalte ohne kulturelle Einbettung. Inhalte, die Menschen sehen könnten. Unerträglich.
Ich sage: Das ist Globalisierung in Reinform. Die eine Seite sagt: „Content is King.“ Die andere sagt: „Content ist verboten.“ Und irgendwo dazwischen liegt Bali.
Am Ende bleibt festzuhalten: Indonesien hat entschieden. Die Einwanderungsbehörde hat gesprochen. Das Image wurde verteidigt. Die Ordnung bewahrt. Die Moral gerettet.
Und Bonnie Blue? Die wird zehn Jahre lang woanders Urlaub machen müssen. Vielleicht in Ländern mit weniger Qualitätstourismus, aber mehr Toleranz für… Inhalte.
Make Tourismus wieder moralisch.
Make Ordnung wieder öffentlich.
Und vor allem: Make Einreisesperren wieder richtig lang.


