Wildberger und die digitale Sandkastenschlacht

Meine Damen und Herren, liebe Opfer der deutschen Verwaltung, stellen Sie sich das einmal vor: Ein Bundesminister entdeckt die Digitalisierung! Kein Witz, kein Science-Fiction, kein April-Scherz – Karsten Wildberger, CDU, offiziell Bundesdigitalminister (ja, das gibt’s wirklich), steht mit stolzgeschwellter Brust vor den Serverracks des Bundes und ruft: „Wir müssen weniger über Macht reden und mehr über Inhalte!“
Das klingt ungefähr so überzeugend wie ein Bäcker, der sagt: „Wir sollten weniger über Brot reden und mehr über Krümel.“
Der Minister mit der Brille
Wildberger möchte das Ganze also „durch eine inhaltliche Brille“ betrachten. Inhaltliche Brille! Ein schönes Bild. Leider scheint die Brille ziemlich beschlagen zu sein – wahrscheinlich vom Koalitionsdampf, der sich seit Jahren über Berlin gelegt hat. Während die USA ChatGPT entwickeln und China 10-Kilometer-Brücken baut, diskutieren wir hierzulande, ob man eine einzige KI-Plattform „KIPITZ“ nennt oder lieber 16 unterschiedliche, damit jedes Bundesland seinen eigenen Server für „digitales Faxen“ hat.
KIPITZ – die Wunderwaffe der Verwaltung
Und da sind wir schon beim neuen Heilsbringer: KIPITZ, die KI-Plattform des IT-Dienstleistungszentrums des Bundes. Der Name klingt wie ein ukrainischer Zweitligafußballer oder eine neue Yogaposition („Heute im Downward KIPITZ bleiben, bis die Schuldenbremse loslässt“).
Wildberger erklärt: „Wir diskutieren, ob die Plattform gut genug ist.“ Übersetzung: Sie funktioniert nicht. Aber keine Sorge, der Minister verspricht: „Wenn das Feedback ist, die Plattform ist nicht performant und nicht nutzerfreundlich, dann müssen wir das verbessern.“ – Donnerwetter! Das ist ungefähr so, als würde ein Bäcker sagen: „Wenn das Feedback ist, das Brot ist hart wie Beton, dann sollten wir es vielleicht weicher backen.“
Föderale Selbstzerstörung
Doch halt, der eigentliche Skandal kommt noch: Die Bundesländer wollen eigene KI-Plattformen bauen. Natürlich! Denn warum sollte man einmal etwas gemeinsam entwickeln, wenn man auch 17 inkompatible Versionen haben kann? Willkommen in Deutschland, dem Land, wo man für jedes Problem mindestens 16 Extra-Kostenstellen findet.
Wildberger sagt: „Es wäre sinnvoller, das Vorhandene auszulasten.“ – Ja, Karsten, das stimmt. Aber in Deutschland gilt das ungeschriebene Gesetz: Nur was teuer doppelt gebaut ist, hat Bestand.
Die Sachdiskussion
Wildberger möchte „in die Sachdiskussion gehen“. Herrlich! Das ist der Berliner Euphemismus für: Wir setzen uns zwei Jahre in Arbeitsgruppen, laden Berater für 4000 Euro am Tag ein und am Ende beschließen wir: „Die Qualität stimmt nicht, wir brauchen eine neue Plattform.“
Das Ganze erinnert an einen Kindergarten, in dem jedes Kind seine eigene Sandburg baut – und am Ende wundern sich alle, warum man keine gemeinsame Mauer gegen die Flut hat.
Spardruck, aber bitte mit Champagner
Natürlich spricht Wildberger auch vom „Spardruck“. Immerhin sei es sinnvoller, vorhandene Lösungen zu nutzen, als parallel neue Plattformen aufzubauen. Theoretisch korrekt. Praktisch wird es so laufen: Es werden trotzdem neue Plattformen gebaut. Warum? Weil Berater, Lobbyisten und Ministerien schließlich auch noch ein Stück vom Haushaltskuchen abbekommen wollen. Und wie wir alle wissen: In Berlin gibt es keine „Sparpolitik“. Es gibt nur „noch mehr Beratungshonorare“.
Ronald Tramps Fazit
Wildberger kämpft wie Don Quijote gegen die Windmühlen der föderalen IT-Wüste. Er ruft nach „Inhalten statt Macht“, während hinter ihm 16 Bundesländer schon ihre eigenen Serverräume anmieten. Er schwärmt von „KIPITZ“, während gleichzeitig Faxgeräte immer noch als „digitale Schnittstelle“ gelten.
Die Wahrheit ist: Deutschland könnte zehn Wildbergers brauchen – und selbst dann würde am Ende wieder ein Fax mit der finalen Entscheidung durchs Amt rattern.
Meine Prognose: Am Ende wird KIPITZ irgendwo in Berlin auf einem halbleeren Server vor sich hinlaufen, parallel zu 16 Landesplattformen, die genauso schlecht funktionieren. Und der Minister wird stolz verkünden: „Das ist digitale Vielfalt.“