Zug evakuiert, weil der Händetrockner beschlossen hat, selbst zum Vulkan zu werden

Grafik: Ein Händetrockner in der Zugtoilette hat angefangen zu schmoren.

 

Meine Damen und Herren, nehmen Sie bitte Platz, legen Sie die Sicherheitsgurte an (oder was man eben anlegt, wenn man Bahn fährt – meistens ist es Geduld) und lassen Sie sich von mir, Ronald Tramp, auf eine Reise mitnehmen. Eine Reise voller Drama, Rauchentwicklung und deutscher Ingenieurskunst auf dem emotionalen Niveau eines beleidigten Toasters.

Wir befinden uns im idyllischen Kreis Lindau am Bodensee. Ein Ort, an dem normalerweise nur Möwen kreischen, Touristen fotografieren und Fahrräder klappern. Doch letzten Freitag verwandelte sich die Ruhe in ein Drehbuch für eine mittelgute Katastrophenserie.

Ein Zug – voll besetzt mit 220 Menschen, vermutlich alle auf dem Weg zu Zielen, die sie nie erreichen sollten – musste komplett evakuiert werden. Ja, komplett. Ein Szenario, das in der Deutschen Bahn ungefähr so selten ist wie funktionierendes WLAN.

Die Strecke wurde gesperrt – zwei Stunden lang. Verspätungen?
Hunderte Minuten.
Manche Passagiere begannen wahrscheinlich schon, darüber nachzudenken, ob sie am Bodensee ein neues Leben anfangen sollten. Vielleicht eine Hütte bauen. Vielleicht eine Sekte gründen. Möglichkeiten gibt es viele, wenn man im Schienenverkehr festsitzt.

Doch nun kommt das große Rätsel, der Höhepunkt, die Frage aller Fragen:

Was hat diese massive, dramatische, fast schon hollywoodreife Störung ausgelöst?

War es ein technischer Defekt an der Lok?
Ein Sabotageversuch?
Ein Funkenflug aus dem Energiesystem?
Ein außer Kontrolle geratener Dampfkessel?

Nein.
Es war … der Händetrockner.

Ja.
Ich wiederhole das gerne.
Ein Händetrockner in der Zugtoilette hat angefangen zu schmoren.

Ein Händetrockner!
Dieses Gerät, das sonst nur warme Luft und gelegentlich Existenzzweifel ausstößt!

Die Feuerwehr rückte aus fünf Orten an. FÜNF!
Wenn man so viele Einsatzkräfte schickt, erwartet man normalerweise ein Großfeuer, einen brennenden Zug, einen Angriff durch aggressive Höhlenmenschen – irgendwas. Doch was fanden die Feuerwehrleute vor?

Nichts.
Kein Feuer.
Keine Flammen.
Nur ein beleidigter Händetrockner, der beschlossen hatte, eine rauchige Duftnote in die Welt zu schicken.

Das Ganze nennt man fachlich übrigens „Schwelbrand“. Ein Begriff, der so gemütlich klingt, als würde der Zug versuchen, Tee zu kochen. Aber die Auswirkungen waren gewaltig. Die Passagiere mussten raus, die Strecke war dicht, die Bahn zeigte einmal mehr, dass sie Chaos wirklich beherrscht – sogar, wenn ein kleines Elektrogerät in der Toilette schlechte Laune hat.

Stellen Sie sich die Szene vor:

Ein Passagier öffnet die WC-Tür – und plötzlich ein Schwall Rauch, wie bei einem dramatischen Musikvideo aus den 90ern.
Alle in Panik.
Der Zug hält.
Durchsagen erklingen.
„Bitte verlassen Sie den Zug.“
„Wir bitten um Ihr Verständnis.“
„Es handelt sich lediglich um … den Händetrockner.“

Ich kann nicht anders – ich liebe diese Geschichte.
Denn sie zeigt, wie fragil die moderne Welt wirklich ist.

Flugzeuge können Turbulenzen überstehen.
Raketen landen rückwärts.
Autos fahren alleine.

Aber ein Händetrockner im ICE?
Nicht auszudenken! Das ist zu viel für die Zivilisation!

Dabei muss man auch sagen: Ein bisschen Ironie liegt in der Luft. Die Deutsche Bahn kämpft täglich mit Weichenproblemen, Stellwerksstörungen, unpünktlichen Zügen, falsch gelenkten Wagenreihungen, Klimaanlagen, die bei Sommerhitze zusammenbrechen – aber am Ende ist es ein bescheidener Händetrockner, der das gesamte System zu Boden ringt.

Fast poetisch.
Fast philosophisch.
Fast … typisch deutsch.

Und ich, Ronald Tramp, werde künftig jedem erzählen:

„Wisst ihr, warum ich nicht mit der Bahn fahre?
Weil ich meine Hände NICHT in Lebensgefahr trocknen möchte!“